Flüchtlingsverein feiert Jubiläum mit Ausstellung zum Kirchenasyl

Mit einer Ausstellung über das Kirchenasyl feiert der Bremer Verein „Zuflucht“ sein 30-jähriges Bestehen. Der Verein vernetzt unterschiedliche Flüchtlingsgruppen, hilft Geflüchteten durch Sprachkurse und Beratung und unterstützt Kirchengemeinden und Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit, wie die Initiatoren am Dienstag mitteilten. Die Ausstellung im evangelischen Informationszentrum Kapitel 8 wird am 22. Oktober eröffnet und läuft bis zum 22. November.

Nach Angaben des Vereinsgeschäftsführers Lars Ackermann steigt die Zahl der Fälle von Kirchenasyl gegenwärtig rapide an. Während bis 2020 in Bremen jährlich etwa 20 bis 35 Fälle gezählt wurden, seien es im vergangenen Jahr bereits 95 Fälle gewesen. Im laufenden Jahr sei schon 97-mal Kirchenasyl gewährt worden. „80 Anfragen pro Woche erreichen uns“, sagte Ackermann. „Wir prüfen die Fluchtgeschichten, Fotos und Dokumente genau auf Glaubwürdigkeit, beraten und vermitteln Kirchenasyl in Bremer Gemeinden. Doch nur wenige humanitäre Härtefälle bekommen tatsächlich Kirchenasyl.“

Finanziert wird der Verein von der Bremischen Evangelischen Kirche. Deren leitender Theologe Bernd Kuschnerus betonte: „Kirchenasyl ist kein rechtsfreier Raum.“ Es sei Ausdruck einer christlich-humanitären Tradition und verschaffe den Verfolgten eine Atempause, damit sie nicht abgeschoben würden, bevor das juristische Verfahren abgeschlossen sei.

Kuschnerus dankte den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden des Vereins für ihre Arbeit angesichts der derzeitigen Brisanz des Themas Flucht: „Es dominiert parteiübergreifend die politischen Debatten und die Wahlkämpfe. Dabei geht es meist nur einseitig um Kontrollen und Zurückweisung an den Grenzen und um Abschiebung. Ganz Europa wehrt flüchtende Menschen immer härter ab.“ Der Theologe warb für ein differenzierteres Bild: „Das Schicksal der Menschen, die politisch, ethnisch, sexuell oder religiös verfolgt werden, sollte öffentlich eine viel größere Rolle spielen.“

In der Ausstellung kommen den Angaben zufolge Freiwillige zu Wort, die Geflüchtete im Kirchenasyl betreuen und dabei einen großen Teil ihrer Freizeit investieren. Ferner dokumentiert die Schau auf großformatigen Tafeln Berichte von Geflüchteten, die erlebt haben, welche Hilfe das Kirchenasyl für ihre Integration in Deutschland war.