Florian Illies über Caspar David Friedrich: Ein sonderbarer Kauz

Der Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) war nach den Worten des Schriftstellers Florian Illies ein „sehr sonderbarer Kauz“. Geboren im Sternzeichen Jungfrau, Aszendent Jungfrau, sei dieser von einem großen Bestreben nach Sauberkeit durchdrungen gewesen, sagte Illies dem „Münchner Merkur“ (Dienstag). Zudem habe der menschenscheue Künstler die Fenster seines Ateliers verkleidet, um die Sonne nicht sehen zu müssen. Zum Glück aber habe Friedrich einen guten, trockenen Humor sowie ein großes Herz gehabt: „Also er ist mir schon sehr nah als Figur. Gerade, weil er ein solcher Sonderling gewesen ist.“

Der 52-jährige Illies hat sein neues Buch „Zauberer der Stille“ über den Maler geschrieben. Lange habe er sich aus Trotz dagegen gewehrt, Friedrich als so gut wie alle immer sagten einzuschätzen. „Aber irgendwann habe ich gemerkt: Jeder Widerstand ist zwecklos – Caspar David Friedrich ist zu Recht der berühmteste deutsche Maler des 19. Jahrhunderts.“

Für sein Buch sei er viel an der Ostsee und in Dresden, bei Greifswald und in Kopenhagen gewesen, und damit an den Lebensorten des Künstlers, so der Autor. Wie dieser habe er auch Spaziergänge morgens und abends unternommen. Sie hätten ihm geholfen, den Dämmerzustand zu erfassen, der über Friedrichs Bildern liege. Bei seiner Recherche habe ihn überrascht, wie viele Menschen der Maler inspiriert habe, sagte Illies. So habe Walt Disney seinen Film „Bambi“ im Wesentlichen nach Bildern von Friedrich aufgebaut. Bei einem München-Besuch habe Disney 147 Bücher zur deutschen Romantik gekauft – als Inspiration für die Zeichner.

Illies erhält am Dienstagabend bei der Verleihung des Bayerischen Buchpreises in München den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten. Zu seiner Arbeitsweise sagte der Autor, am längsten dauere die Recherche. Sobald er wisse, was er erzählen wolle, fange er an, ungeheuer viel zu lesen. Die Herausforderung sei dann, alles wieder zu vergessen, damit es kein anstrengendes Buch werde, kein verkopftes. „Das Schreiben selbst ist reines Vergnügen.“