Fingerzeig von Fußballstar Rüdiger zum Ramadan sorgt für Wirbel

Nach den Trikots nun ein neuer Aufreger für den Deutschen Fußball-Bund: Nationalspieler Antonio Rüdiger postet einen besonderen Ramadangruß. Sogar das Bundesinnenministerium reagiert – und ein Extremismusforscher.

Knapp drei Monate vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sorgt Nationalspieler Antonio Rüdiger mit einer Geste zum Ramadan für Wirbel. Zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan am 11. März zeigte sich Rüdiger auf Instagram in einem weißen Gewand auf einem Gebetsteppich kniend. Dabei streckt er den Zeigefinger seiner rechten Hand nach oben aus. Aufmerksamkeit bekam das Bild über einen Journalisten, den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt.

Er kritisierte auf X (früher Twitter), der Fußballer zeige „den Gruß der Islamisten“. Der Nationalspieler erstattete übereinstimmenden Medienberichten zufolge daraufhin Strafanzeige wegen Verleumdung, Beleidigung und Volksverhetzung. Eine Stellungnahme von Rüdigers Management war bis Dienstagnachmittag nicht zu erhalten.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) meldete die Reaktion Reichelts bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Sie bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ein Schreiben des DFB zu mehreren X-Posts, „die auf einen Instagrampost des Nationalspielers Antonio Rüdiger Bezug nehmen“.

Der zum Himmel ausgestreckte Finger gilt im Islam als Symbol für die Einzigartigkeit und Einheit Gottes. Er kann damit als Glaubensbekenntnis verstanden werden. Die weltweit verbreitete Geste wird jedoch laut Bundesinnenministerium seit einigen Jahren von Islamisten und Salafisten vereinnahmt. Der „Tauhid“-Finger könne „in bestimmten Kontexten als Zeichen einer salafistischen bzw. islamistischen Radikalisierung angesehen werden, wenn Akteure sich bewusst dieser Mehrdeutigkeit bedienen“. Dies müsse im Einzelfall geprüft werden. Ansonsten sei die Geste „mit Blick auf die öffentliche Sicherheit als unproblematisch einzuordnen“.

Bis Dienstagnachmittag erzielte Rüdigers Post über zwei Millionen Likes und 39.000 Kommentare. Der beim spanischen Fußballclub Real Madrid unter Vertrag stehende Fußballprofi erntet Unterstützung, aber auch Kritik. Manche Kommentare werfen Rüdiger Islamismus vor, andere fordern von ihm mehr Sensibilität im Umgang mit einer solchen Geste. Auch eindeutig islamfeindliche Aussagen sind zu lesen.

Der Extremismusforscher Ahmad Mansour forderte in einem X-Post einen genaueren Blick. Die Geste sei religiös und nicht extremistisch, als Fußballstar habe Rüdiger jedoch eine Vorbildfunktion. „Die Wirkung auf junge Menschen ist gewaltig, vor allem auf diejenigen, die ihre Religion als das einzige identitätsstiftende Merkmal verstehen“, schreibt Mansour. Der DFB müsse seine Spieler für bestimmte Themen sensibilisieren.

Auch in den vergangenen Jahren hatte Rüdiger religiöse Grüße auf Instagram gesendet, etwa zum Fastenbrechen 2023 und 2021. Damals zeigte er sich in traditioneller Gebetskleidung, jedoch ohne den kritisierten Fingerzeig.