Filmporträt zum Leben des Wehrmachts-Deserteurs Ludwig Baumann
Der Mitbegründer der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, Ludwig Baumann, steht im Mittelpunkt eines Porträts, das am 19. November im Bremer Filmkunsttheater „Gondel“ Premiere feiert. Autorin, Regisseurin und Produzentin ist die Bremer Filmemacherin Annette Ortlieb. Die Produktion unter dem Titel „Die Liebe zum Leben“ sei eine Hommage an die Menschlichkeit und gegen den Krieg, sagte Ortlieb am Freitag. Der Dokumentarfilm ist in Kooperation mit dem Europäischen Büro für Kriegsdienstverweigerung in Brüssel und dem Filmbüro Bremen entstanden.
Der Bremer Ludwig Baumann ist im Juli 2018 im Alter von 96 Jahren gestorben. Mit anderen Soldaten desertierte der gebürtige Hamburger 1942 als Marinegefreiter im französischen Bordeaux. Er wurde gefasst, gefoltert und verurteilt. Zehn Monate verbrachte er in der Todeszelle. Dann wurde das Urteil nach einer Intervention seines einflussreichen Vaters in eine zwölfjährige Zuchthausstrafe umgewandelt. Ludwig Baumann kam ins Konzentrationslager, ins Wehrmachtsgefängnis Torgau und ins Strafbataillon.
Im Nachkriegsdeutschland wurden Wehrmachtsdeserteure wie er lange als Feiglinge, „Drecksäcke“ und Vaterlandsverräter angefeindet. Mit den Worten „ich wollte doch nur leben“ hatte Baumann seine Desertion begründet.
Von der NS-Militärjustiz wurden rund 30.000 Deserteure, Verweigerer und „Kriegsverräter“ zum Tode verurteilt und etwa 20.000 hingerichtet. „Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben“, lautete Hitlers Weisung. Deserteure wie Baumann hat der Deutsche Bundestag bis 2009 in drei Etappen rehabilitiert – maßgeblich vorangetrieben durch den Bremer Friedensaktivisten.