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Filmemacher Werner Herzog: “Schreiben ist Zuhause”

Überraschendes Bekenntnis einer Kino-Legende: Regisseur Werner Herzog hat seine Liebe zur Literatur kundgetan. “Die Filme sind meine Reise, Schreiben, das ist Zuhause”, bekannte der 81-Jährige am Mittwochabend in Marbach. Er äußerte sich bei einer Veranstaltung des Deutschen Literaturarchivs (DLA).

Aus der Welt der Worte hob er Friedrich Hölderlin hervor: “Er ist der Wichtigste von allen für mich.” Wie er selbst sei das schwäbische Dichter-Genie gern zu Fuß unterwegs gewesen und habe “die letzte Grenze der deutschen Sprache erkundet”. Besonders beeindruckten ihn die unvollendeten Werke Hölderlins: “Da ist er dem Wahnsinn nahe”, so Herzog. Außerdem gefielen ihm Kleist und Büchner, aber nicht die Literatur der Klassik oder der Romantik. Auch er will nicht als Romantiker gesehen werden.

Filmstudierenden riet er: “Lest, lest, lest alles.” Wenn sie das nicht täten, würden sie “im besten Fall mittelmäßige Filme machen”, so der Regiestar. Zugleich kritisierte er die Filmbewertungseinrichtung als “unsinnige Stelle”. Er forderte: “Die muss man abschaffen.” Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) in Wiesbaden prüft Filme auf ihre Bedeutung und nennt sie etwa “wertvoll” oder “besonders wertvoll”. Herzogs Verärgerung steht im Zusammenhang mit der Einschätzung der Einrichtung zu seiner Produktion “Aguirre, der Zorn Gottes” aus dem Jahr 1972.

Herzog gilt als international renommierter Film-Regisseur. Zu seinen bekanntesten Werken zählen “Jeder für sich und Gott gegen alle” von 1974 über das Leben des Kaspar Hauser sowie die fünf Streifen, die er mit Klaus Kinski als Hauptdarsteller drehte: “Aguirre”, “Nosferatu – Phantom der Nacht”, “Woyzeck”, “Fitzcarraldo” und “Cobra Verde”. Außerdem setzte er zahlreiche Dokumentationen ins Bild und arbeitete als Schauspieler, Produzent, Synchronsprecher für die US-Version der Comicserie “Simpsons” und als Schriftsteller. Vor zwei Jahren erschien sein jüngster Roman “Das Dämmern der Welt”, 2022 der Erinnerungsband “Jeder für sich und Gott gegen alle”.