Mehr als vier Jahrzehnte lang war Franz Xaver Gernstl mit seiner Reportagereihe “Gernstl unterwegs” im Bayerischen Fernsehen zu sehen. Dann wurde die Sendung eingestellt. Was Gernstl dazu sagt und wie er’s mit Gott hält.
Der Münchner Filmemacher Franz Xaver Gernstl, 74, hält das Leben für eine Serie von Zufällen. “Ich zweifle daran, dass das Leben Sinn macht”, sagte Gernstl der “Augsburger Allgemeinen” (Dienstag). Er ergänzte: “Ich habe nie den Sinn des Lebens gesucht, sondern ausgefallene, stimmige Lebenskonzepte. Frei nach Janosch, ich war auf der Suche nach Leuten, die wissen, wie man richtig lebt. Das waren Menschen, die ihre Aufgabe gefunden hatten und irgendetwas mit Leidenschaft betrieben haben. Denn das ist das Geheimnis zum Glücklichsein. Die Frage nach dem Sinn hat sich mir nie gestellt. Um es billig auszudrücken: Wir leben, um zu leben.”
Gernstl war von 1983 bis 2024 mit der preisgekrönten Reportagereihe “Gernstl unterwegs” im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks (BR) zu sehen. Vergangenes Jahr wurde die Sendung eingestellt.
Weiter sagte der Filmemacher: “Ich selbst will ein vernünftiges Leben führen, mit dem ich einverstanden bin. Um den Sinn im Leben zu suchen, müsste man an einen Gott glauben.” Dies tue er nicht. “Ich war zwar lange Jahre Oberministrant in Rosenheim. Aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran, dass hinter allen Dingen ein Gott sitzt, der die Strippen zieht.” Gernstl fügte hinzu: “Meiner Meinung nach muss man das Leben so nehmen, wie es ist – eine Aneinanderreihung von Zufällen. Aber ich verurteile keinen, der gläubig ist. Damit lässt es sich gut leben.” Man könne allerdings durchaus ein moralischer Mensch sein, auch wenn man an kein höheres Wesen glaube.
Auf die Frage nach dem Grund für die Einstellung seiner Sendung antwortete Gernstl: “So richtig hat mir das niemand mitgeteilt. Die Redaktion hat mich mal zum Mittagessen eingeladen und davon gesprochen, dass sie sich umstrukturieren müssten. Man wolle sich mehr auf Leuchtturmprojekte oder günstige Produktionen für die Mediathek konzentrieren. Und wir wären da nicht mehr so passend. In Wahrheit steckt dahinter, dass der BR sich auf Biegen und Brechen verjüngen will. Man könnte das Ganze auch als Altersdiskriminierung bezeichnen. Tue ich aber nicht.”