Filmbranche warnt: Ohne Reform droht Abwanderung ins Ausland
Deutsche Filmproduzenten drohen einer Umfrage zufolge bei einem Scheitern der geplanten Filmreform mit einer Abwanderung ins Ausland. Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, im Falle eines Scheiterns der Reform ihre Fiction-Produktionen und damit rund eine halbe Milliarde Euro Produktionsvolumen ins Ausland zu verlegen. „Es stehen 120.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Produktionsallianz, Björn Böhning, am Freitag bei der Vorstellung der Herbstumfrage in Berlin.
Eine mögliche Abwanderung von Filmproduktionen gefährde nicht nur Arbeitsplätze hierzulande, sondern bedeutet Böhning zufolge auch, „dass deutsche Geschichten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur nicht mehr aus Deutschland erzählt werden, sondern von entweder anderswo oder gar nicht mehr“.
Die deutsche Filmbranche setzt vor dem Hintergrund einer angespannten wirtschaftlichen Lage große Hoffnungen in die Reform. „Die Filmwirtschaft hat 2024 einen Tsunami überstanden, einen weiteren wird sie vermutlich nicht überleben“, fasste Böhning die derzeitige Lage in der Branche zusammen.
Laut der Umfrage der Produktionsallianz stufen 77 Prozent der befragten Produktionsunternehmen ihre Lage als schlecht oder sehr schlecht ein, im Vergleich zu 56 Prozent im Jahr 2023. Die befragten Unternehmen sehen die größten Herausforderungen in den steigenden Kosten, die mit sinkenden Budgets der Auftraggeber einhergehen.
Böhning forderte die Fraktionen im Bundestag auf, die Reform des Filmförderungsgesetzes schnell zu beschließen. Auch Studierende und Präsidentinnen und Präsidenten von sechs Filmhochschulen in Deutschland, darunter die HFF München und die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam, schlossen sich in einem Brandbrief der Forderung an. Die Reform sei die „letzte Chance“, die kulturelle Vielfalt, die Kreativität und die Arbeitsplätze der Filmbranche zu retten.
Das bisherige Filmförderungsgesetz läuft Ende des Jahres aus. Die vom Kabinett beschlossene Novelle sollte eigentlich Anfang 2025 in Kraft treten, steht aber nach dem Bruch der Ampel-Regierung auf der Kippe. Auch die beiden weiteren geplanten Säulen der Filmreform, das Steueranreizmodell und das Investitionsverpflichtungsgesetz, stehen noch aus.
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) pocht auf eine schnelle Umsetzung der Reform. „Wir sollten und wir könnten dieses wichtige Vorhaben jetzt unbedingt noch in dieser Legislaturperiode abschließen“, erklärte sie. Roth versprach, sich bei den demokratischen Fraktionen im Bundestag dafür einzusetzen. Die Reform sei von „existenzieller Bedeutung für den Filmstandort Deutschland und für die gesamte Filmbranche hierzulande“.
Auch eine Umsetzung des Steueranreizmodells in dieser Legislaturperiode hält die Kulturstaatsministerin für umsetzbar. Die dritte Säule der Reform, das Investitionsverpflichtungsgesetz, hingegen könne wegen europarechtlicher Vorgaben nicht mehr in den Bundestag eingebracht werden.