Film: „nach Wriezen“

Ein Dokumentarfilm über das Leben nach der Haft.

Ein Ausschnitt aus dem Filmplakat
Ein Ausschnitt aus dem FilmplakatPromofoto

Zurück ins Leben soll es gehen, für Imo, Jano und Marcel. Die drei jungen Männer sind Insassen der JVA im brandenburgischen Wriezen. Der Dokumentarfilm „nach Wriezen“ beginnt am Tag ihrer Entlassung und begleitet seine Protagonisten über einen Zeitraum von drei Jahren. Die filmische Langzeitbeobachtung des Niederländers Daniel Abma von 2012 ist derzeit in der Online-Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung zu sehen. Vor dem Hintergrund aktueller Debatten um die Strafmündigkeit und der Frage nach Resozialisierung bieten die drei Porträts ohne Voyeurismus und mit viel Einfühlungsvermögen einen tiefen Einblick in ein Leben nach und mit der Schuld und in die Schwierigkeiten des Neustarts.

Resozialisiert?

Für alle beginnt dieser am Bahnhof Wriezen – ein Aufbruch in die Ungewissheit, der für alle kleine Momente des Glücks bereithält. Freundinnen treten ins Leben, Kinder werden geboren, Perspektiven ausgelotet. Aber auch Rückschläge gilt es zu verkraften. Imo, ein Kleinkrimineller, wird wieder mit Drogen dealen. Kriminell sei er erst im Knast geworden, erzählt er. Jano, der in seinem jungen Leben schon viel Gewalt gesehen, erlebt und ausgeteilt hat, findet auf einem heruntergekommenen Gewerbehof in der Brandenburger Peripherie einen Förderer, fast schon einen Ziehvater. Wo Amtspersonen scheitern, findet jener Zugang zu dem Ex-Häftling. Nicht alles läuft rund, aber wenn Jano vor der Kamera stolz seine selbst renovierte Wohnung zeigt, dann möchte man an Resozialisierung glauben.

Überstochene Hakenkreuztattoos

Und dann ist da Marcel, ein eher stiller Typ. Er ist einer der Mörder von Marinus Schöberl. Der damals 16-Jährige wurde von Marcel und zwei weiteren Jugendlichen stundenlang gequält und schließlich mit einem sogenannten Bordstein-Kick getötet. Der Fall erregte 2002 große mediale Aufmerksamkeit. Wiedergutmachen, das weiß er, kann er
seine Tat nicht. Und doch macht sein Porträt Hoffnung. Die tätowierten Hakenkreuze sind überstochen, mit der Freundin bekommt er ein Kind. Nur die Schuld, die bleibt. Ein Film, der uns als Gesellschaft herausfordert, über zweite Chancen und das Verzeihen nachzudenken.

„nach Wriezen – Über das Leben nach der Haft“, Deutschland 2012). Regie: Daniel Abma. Zu sehen unter: www.bpb.de/mediathek/film-highlights/