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Festtage ohne Weihnachtspost, aber mit Sprung in den Pool

Benedikt Hülsmann feiert Weihnachten in Südafrika: in sommerlicher Hitze, aber mit vertrauten Ritualen. Zwischen Armut, Hoffnung und großer Herzlichkeit entdeckt er die Botschaft vom Gott, der selbst Flüchtling war.

Der deutsche Auslandsseelsorger Benedikt Hülsmann feiert Weihnachten in Johannesburg und Pretoria – unter Bedingungen, die sich deutlich von der winterlichen Weihnacht in Deutschland unterscheiden. “Sonst ist aber gar nicht so viel anders, außer, dass wir keinen Glühwein trinken – zum Glück”, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In Südafrika werde an Weihnachten gegrillt, und häufig folge darauf ein Sprung in den Pool. Auch Weihnachtslieder wie “Stille Nacht” gehörten im afrikanischen Sommer selbstverständlich dazu. Hülsmann räumt ein, es sei “etwas eigenwillig”, bei Temperaturen von 30 Grad vom Schnee zu singen.

Einige Kindheitserinnerungen begleiten den Norddeutschen bis heute – auch im Süden Afrikas. Besonders der “bunte Teller mit Marzipan, Mandarinen und Apfelsinen, Nüssen, Goldtalern und Schokolade” aus seiner Kindheit habe für ihn weiterhin eine besondere Bedeutung: “So einen Teller finde ich auch 50 Jahre später noch schön.” Umso mehr freue es ihn, dass er in Südafrika nicht darauf verzichten müsse. Auch die emotionale Grundstimmung der Feiertage – Freude und Schwere zugleich – erinnere ihn an frühere Jahre und finde sich, wie er sagt, in seiner Gemeinde wieder.

Der südafrikanische Kontext schärfe zudem seinen Blick für die Weihnachtsbotschaft. “Wir verlieren aus dem Blickfeld, dass unser Gott ein Flüchtling war”, betont Hülsmann. Armut und Perspektivlosigkeit der Menschen vor Ort gehörten zu seinem Alltag; besonders die Situation junger Menschen im Land belaste ihn: “Ich würde sagen, dass bis zu 70 Prozent, die offizielle Statistik ist niedriger, keine Arbeit finden.” Trotz dieser Herausforderungen berühre ihn immer wieder die Freundlichkeit der Menschen.

Seinen eigenen Heiligabend verbringt Hülsmann nach den Gottesdiensten bei Freunden – Geschenke spielen dabei kaum eine Rolle. Und auch organisatorisch bringt sein Einsatzort eine unerwartete Erleichterung mit sich: “Weihnachtspost brauche ich nicht zu erledigen, weil unsere Post in Südafrika nicht funktioniert; das ist wunderbar entlastend”, sagt er.