Feiert das Leben!

Über den Predigttext zum Sonntag Lätare: Johannes 6, 47-51

Predigttext
47 Amen, amen, das sage ich euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind trotzdem gestorben. 50 Aber dies ist das Brot, das vom Himmel herabkommt. Wer davon isst, wird nicht sterben. 51 Ich bin das Lebensbrot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib, Ich gebe ihn hin, damit diese Welt leben kann.
Übersetzung der Basisbibel

Leben ist wunderschön. Aber Leben ist nie selbstverständlich. Je nach Alter und Gesundheitszustand ist es ganz deutlich oder nur in manchen Momenten zu erkennen. Um zu leben, brauchen wir bestimmte Dinge. Wir sind angewiesen, auch wenn es nicht immer leicht ist, sich das einzugestehen. Wir alle brauchen Anerkennung und Sinn, Vertrauen und Liebe, Perspektiven und Ziele. Und manche von uns brauchen vor allem Betreuung, Pflege und praktische Hilfe. Existenzielle Bedürfnisse sind nicht für jeden gleich, aber jeder hat sie.
Da ist eine ältere Dame. Sie ist seit dem Tod ihres Mannes vor einigen Jahren einsam. Vor allem abends ist es schwer, wenn da keiner ist, der antwortet. Ihre Erinnerungen an alte Zeiten helfen ihr. Sie braucht eigentlich eine Gruppe, der sie sich anschließen kann. Sie will Gemeinschaft erleben. Aber es fällt ihr nicht leicht, den Schritt zu machen und Kontakte zu knüpfen.

Wissen, was gut tut – und danach suchen

Da ist ein Mann, der sich schämt, zur Tafel zu gehen, weil er viele von den ehrenamtlichen Mitarbeitern kennt. Er will nicht, dass sie wissen, dass er auf der anderen Seite der Theke steht. Und das, obwohl er zurzeit vor allem günstige Lebensmittel braucht.
Da trauert ein Mädchen um einen Freund, der viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Sie wünscht sich, dass sie an ein Leben nach dem Tod und ein Wiedersehen auf der anderen Seite glauben kann. Sie braucht diese Gewissheit, um selbst zurück ins Leben zu finden. Aber jetzt gerade kann sie das noch nicht. Zu fassungslos ist sie über das, was geschehen ist.

„Brot des Lebens“ ist eine biblische Chiffre dafür, was wir zum Leben brauchen. Jesus selbst, so erzählt es das Johannesevangelium, ist das Brot und will es mit der Welt teilen. „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, damit diese Welt leben kann.“ Ein Teil vom Geheimnis des Kreuzes Jesu ist also, dass es für das Leben steht. Nicht nur für das Leben nach dem Tod. Nein, für das Leben überhaupt. Auch hier und jetzt.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Dinge, die wir ganz persönlich zum Leben brauchen, gibt es eine wunderbare Möglichkeit, die geteilte Angewiesenheit gemeinschaftlich anzunehmen. Ja, wir können sie sogar feiern. Das geschieht beim Abendmahl.

„Brot des Lebens“ teilen wir in Erinnerung an Jesus und seine Jünger. Brot und Wein als Symbole des Lebens sollen uns stärken, damit wir in dieser Welt leben können. Dabei ist es egal, ob ich es gegenwärtig schaffe, für meine eigenen Bedürfnisse zu sorgen, eine schwere Phase durchlebe oder absolut angewiesen bin.
Im Abendmahl wird die Hingabe Jesu fühlbar, schmeckbar und erlebbar. Das Leben in all seiner Weite und Tiefe verdichtet sich beim Teilen von Brot und Wein: Mit Kindern, im Sonntagsgottesdienst, bei der Osternacht oder am Krankenbett. Immer für das Leben.

Brot des Lebens: wie wahr!

Im Januar dieses Jahres war ich auf Studienfahrt mit meinen Vikarskolleginnen und -kollegen in Südafrika. Persönlich bin ich seit vielen Jahren in intensivem Kontakt mit dem Aids-Waisen-Projekt St. Peter’s Child Care in Johannesburg. Dort hatte ich nach der Schule einen Freiwilligendienst geleistet und war seitdem zweimal wieder zu Besuch da gewesen.
Am letzten Tag unserer Studienfahrt nahmen wir am Abendmahl in der Gemeinde teil, die sich für mich nach wie vor wie ein zweites Zuhause anfühlt. Ich stand neben Simon, Solani, Simphiwe und den anderen Jugendlichen von St. Peter’s Child Care, die ich 2005 als kleine Kinder kennengelernt hatte. Bei einigen von ihnen war damals nicht sicher, ob sie es gesundheitlich schaffen würden. Und jetzt standen sie da und ich neben ihnen und wir feierten Abendmahl. Brot des Lebens für dich und für mich. Wie wahr!