Fehlerfrei gibt’s nicht

Fehler zugeben und sich dazu bekennen. Gedanken zum Predigttext am 9. Sonntag nach Trinitatis. Von Thilo Haak, Pfarrer in der Ostergemeinde in Berlin-Wedding.

Predigttext am 9. Sonntag nach Trinitatis: Philipper 3,(4b–6)7–14

Wenn ein anderer meint, er könne sich aufs Fleisch verlassen, so könnte ich es viel mehr, der ich am achten Tag beschnitten bin, aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer, nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen. Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben. Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten. Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder und Schwestern, ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Von Thilo Haak Manchmal gehört eine große Kraft dazu und Erkenntnis, sich einzugestehen, dass in der Vergangenheit etwas nicht so gut gelaufen ist. Eine große Sache ist es, wenn sich dazu die Weisheit gesellt, dass das ja in Zukunft nicht so bleiben muss in meinem Leben. Davon schreibt der Apostel Paulus seiner Gemeinde in Philippi. Er schaut auf sein Leben zurück, auf das, was er gemacht und gelebt hat. Er war einst einer der erfolgreichsten Verfolger der jungen christlichen Gemeinde.Es war für ihn unvorstellbar, eine andere Gerechtigkeit Gottes zu denken als die, die aus dem Befolgen aller Gesetze kommt. Nun hatte Paulus lernen müssen, wie sehr er sich geirrt hatte. In der Begegnung mit dem lebendigen Christus und denen, die ihm nachfolgen, war er auf den neuen Weg des Glaubens gekommen.Er wusste nun, dass es nicht unbedingt das Einhalten der Gesetze allein ist, welches einen Menschen vor Gott gerecht macht, sondern allein der Glaube bewirkt dies. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis muss Paulus gestehen, falsch gehandelt zu haben, als er die Gemeinde verfolgte.

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