Fastnacht in der Lausitz nach wendischer Tradition

In der Lausitz und in Brandenburg wird jedes Jahr nach wendischer Sitte die Fastnacht gefeiert: Ein ganzes Wochenende steht im Zeichen von geselligem Essen, Tanzen und Feiern.

Zampern in der Lausitz.
Zampern in der Lausitz.privat

An einem Samstag zwischen Dreikönigstag und Aschermittwoch ist schon von Weitem die Blaskapelle zu hören. Eine bunte Gruppe bewegt sich auf Ihr Haus zu. Verkleidete Dorfbewohner sind das, in allen möglichen Kostümen, manchmal nicht zu erkennen. Ein Bär ist dabei (der Winter geht) und ein Storch (der Frühling kommt) und ein Doppelgesicht: (der Tote trägt den Lebenden – eine Gesichtsmaske vorn und auf dem Hinterkopf). Oft haben sie einen Besen dabei, denn sie treiben den Winter aus. Die Zamperer halten an und laden Sie auf ein Tänzchen ein. Der ganze Hof tanzt, die Kapelle spielt, dann bieten sie Ihnen noch ein Schnäpschen an und Sie revanchieren sich mit der Gabe von Eiern, Speck und ein paar Euro für den Tanz am Abend. Und schon ziehen sie weiter.

Das Zampern (camprowanje) ist einer der wendischen Faschingsbräuche in der Lausitz. Es ist weit verbreitet, auch in anderen Teilen Brandenburgs. Schließlich hat ganz Brandenburg wendische Wurzeln. Nach dem großen Eieressen wird getanzt, bis keine/r mehr kann.

Schnäpschen und Tänzchen

Am Sonntag kommen sie wieder, aber diesmal in Festtagstracht. Ein langer Zug festlicher Paare schreitet durch den Ort, ausgehend vom Gasthof, wo die Männer die Frauen abholen und eine Rede gehalten wird. An den Höfen der Gewerbetreibenden, des Bürgermeisters und der Pfarrerin halten sie an, laden zu einem Tanz ein und zu einem Schnaps und diesmal werden ein paar mehr Euro erwartet für die Tanzkasse. Und weiter geht es durch den ganzen Ort, viele Zuschauerinnen und Zuschauer sind gekommen, und alle werden auf ein Schnäpschen und ein Tänzchen eingeladen. Mit dem Auto ist kein Durchkommen, es sei denn, Sie warten und zahlen Wegezoll. So wird Fastnacht (zapust) in der Lausitz begangen, wobei es noch viele regionale Eigenheiten gibt.

Viele Höfe öffnen sich. Und die Dorfbewohner/innen verbringen den ganzen Tag in der Gemeinschaft miteinander. Die Uhr spielt keine Rolle. Die Kälte beißt nicht, denn das Tanzen hält alle warm. Zampern und Fastnacht halten das Dorf zusammen.

Katharina Köhler nimmt Aufgaben einer koordinierenden Pfarrerin der EKBO in der sorbischen und wendischen Gemeindearbeit wahr und arbeitet eng zusammen mit den Sorben in der sächsischen Landeskirche.