Fasten? Fasten! Fasten?

Gedanken zur Passionszeit hat sich Militärpfarrer Bernd Rosner gemacht. Was gehört eigentlich dazu, außer dem Verzicht auf Alkohol und Schokolade?

Nichts auf dem Teller – das ist die gängige Vorstellung vom Fasten
Nichts auf dem Teller – das ist die gängige Vorstellung vom FastenImago / Steinach

Dass am Aschermittwoch das närrische Treiben – das mir, ich gestehe es, hier im Norden überhaupt nicht fehlt – endet, ist hinlänglich bekannt. Da bleibt nur die Frage: „Was macht man dann? Eine Detox-Kur vielleicht oder Plastikfasten oder Schwein, Alkohol, Nikotin, Schokolade oder einfach doch Soziale Medien?“

Letztlich geht es beim Fasten ja darum, auf etwas zu verzichten, das einem lieb geworden ist, vielleicht viel zu lieb. Fasten kann wieder ganz bewusst den Fokus auf Konsum lenken und dabei helfen, einerseits Bewusstsein dafür zu schaffen, was man auf verschiedenste Art unterm Tag in sich aufnimmt, andererseits helfen, wieder neu wertzuschätzen, was man im Alltag eigentlich als selbstverständlich annimmt.

Gängige Vorstellung

Damit sind wir bei der aktuell gängigen Vorstellung: „… Fasten, um sich oder der Umwelt oder anderen etwas Gutes zu tun …2 und spannend: „… Trotz schrumpfender Christenzahl in Deutschland zeigen Studien: Die Religiosität nimmt zu und das Interesse am Fasten (und auch anderen christlichen Bräuchen) …“

Gerade deswegen lohnt es sich, einen Blick in die Bibel zu nehmen, was Fasten eigentlich ist: Fasten ist, egal ob in der hebräischen Bibel oder im Neuen Testament; immer eine Zeit der Besinnung, des Zurückfindens zu Gott. Das kann mit einer neuen Aufgabe zusammenhängen wie beispielsweise nach Jesu Taufe oder auch mit dem Bedenken der eigenen Sündhaftigkeit. Die berühmten 40 Tage finden verschiedene Entsprechungen in der Bibel: „Die Tage der Sintflut, die Zeit Mose auf dem Berg und die Bußzeit für Ninive – Zeiten der Umkehr und Buße, Zeiten der Vorbereitung …“

Was kann das für unsere Passionszeit 2023 bedeuten?

Jesus sagt uns, dass wir nicht sauer dreinschauen oder uns gehen lassen sollen. Wir fasten nicht, um vor anderen gut dazustehen, und – da müssen wir es ganz mit Luther nehmen – unser Fasten kann Gott auch nicht beeindrucken. Fasten kann uns aber helfen, die Passionszeit bewusst wieder wahrzunehmen. Was ist da eigentlich passiert – für mich? Warum war das Leiden und Sterben Jesu notwendig? Wenn wir Fasten so verstehen – als innere Vorbereitung, als Zeit der besonderen Zwiesprache mit Gott, dann können wir die Passionszeit intensiv und bewusst erleben, dann erscheint uns Ostern auch in einem ganz neuen Licht, dann kommen wir auch innerlich der Erlösung nahe, die Gott uns da bereitet hat.

Eine gesegnete Passionszeit,
Ihr Bernd Rosner