Farbenfrohe Malerei – Restauratoren erforschen Tempel von Edfu
Der Horus-Tempel gilt als das am besten erhaltene Heiligtum Ägyptens und als Wunderwerk der antiken Baukunst. Nun sind im Rahmen eines Forschungsprojekts neue Erkenntnisse ans Licht gekommen.
Ein Team der Universität Würzburg hat mit ägyptischen Restauratoren im Tempel von Edfu Inschriften, Farbe und Gold ans Licht gebracht. Ägyptische Tempel seien einst nicht nur farbenfroh gewesen, sie erstrahlten auch in gleißendem Gold, wie Universität am Dienstag in Würzburg mitteilte. Säulen, Tore und Obelisken waren demnach schon zu Beginn der Pharaonenzeit entsprechend überzogen.
Der Tempel von Edfu war laut Mitteilung dem Falkengott Horus geweiht. “Die Vergoldung der Figuren diente vermutlich nicht nur dazu, sie symbolisch zu verewigen und zu vergöttern, sondern trug auch zur mystischen Aura des Raumes bei”, erläutert Victoria Altmann-Wendling vom Lehrstuhl für Ägyptologie. Wenn das Sonnenlicht das Innere erleuchtet habe, müsse dies sehr beeindruckend gewesen sein.
Das Restauratorenteam hat den Angaben zufolge die Sandsteinreliefs im Tempel von Staub, Vogelkot und anderen Ablagerungen wie Ruß befreit. Dabei legte es Reste der Bemalung frei, die einst die gesamten Reliefs bedeckt habe. Die mehrfarbigen Malereien lieferten weitere Details der Szenen und Hieroglyphen, die im Relief allein nicht zu erkennen gewesen seien, etwa Elemente der Kleidung oder der Opfergaben.
Die altägyptischen Handwerker verwendeten die Farbe auch, um die in Stein gemeißelten Hieroglyphen zu korrigieren, heißt es. “In der Malerei wird hier ein antikes Qualitätsmanagement sichtbar”, sagt Lehrstuhlleiter Martin Stadler. Besonders interessant sei die Tatsache, dass die Götter komplett vergoldet gewesen seien. In den Textquellen werde Gold auch als das “Fleisch der Götter” beschrieben.
Zugleich fanden die Forscher sogenannte Dipinti. Dabei handle es sich um mit Tinte geschriebene Graffiti in demotischer Schrift. Diese seien ein direktes Zeugnis der Priester beim Betreten des Tempels. Die an Horus gerichteten Gebete gäben neue Einblicke in die Glaubensvorstellungen und Kultpraktiken der Priester.
Der Horus-Tempel von Edfu ist den Angaben zufolge nicht nur das am besten erhaltene Heiligtum Ägyptens, sondern auch ein Wunderwerk der antiken Baukunst. Er enthalte mehr religiöse Texte und Ritualszenen als fast jeder andere ägyptische Tempel. Erbaut wurde er zwischen 237 und 57 vor Christus unter der Herrschaft der Könige Ptolemaios III. bis XII. Der Tempel ist 137 Meter lang und 15 Meter breit, die Toranlage 76 Meter breit und 35 Meter hoch.