Faktenchecks, also das Aufspüren und Markieren von Falschinformationen im Netz durch Mitarbeiter von Plattformen, sind nach Ansicht des Wirtschaftsinformatikers Marten Risius von der Hochschule Neu-Ulm (HNU) kein Allheilmittel gegen Falschinformationen. „Fact-Checking kann die Verbreitung von Fake News zwar in einem gewissen Rahmen reduzieren“, sagte Risius dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Aber Menschen neigen dazu, das zu glauben, was ihre bestehende Meinung bestärkt – auch wenn eine Information markiert ist mit dem Kommentar, dass sie widerlegt ist.“ Eher zögen sie dann die Plattform oder die Fakten in Zweifel, als ihre eigene Meinung zu ändern, sagte der Professor für Digital Society und Online Engagement.
Außerdem verbreiteten sich Fake News viel schneller, als Faktenchecker sie überprüfen könnten. „Bis sich ein korrigiertes Narrativ verbreitet, ist der Schaden schon angerichtet – die korrigierte Version interessiert dann keinen mehr.“ Trotzdem wäre es nach Ansicht von Risius „hilfreich“ gewesen, wenn Mark Zuckerberg als Chef des Meta-Konzerns, zu dem unter anderem Facebook und Instagram gehören, das Fact-Checking beibehalten hätte.
Als besonders effektive Methode gegen Fake News habe sich in der Wissenschaft eine sogenannte „Einstellungsimpfung“ gezeigt, erklärte Risius. Dabei werde Menschen erklärt, was typische Fake-News-Strategien seien, wie sie entstehen und verbreitet werden. Anschließend würden sie mit Desinformationen in „kleinen Dosen“ konfrontiert und seien später deutlich besser darin, Fake News zu erkennen und damit umzugehen. Ein solcher Umgang mit Desinformationen müsse schon Schülerinnen und Schülern beigebracht werden und Teil der Weiterbildung von Lehrkräften sein, sagte Risius. Dafür gebe es bereits gute Materialien, etwa Online-Spiele oder -Videos, die unkompliziert genutzt werden könnten.
Künstliche Intelligenz (KI) werde es etwa autoritären Regierungen in Zukunft leichter machen, Desinformation zu erzeugen und zu verbreiten, sagte Risius. Eine KI könne Texte schreiben und Bilder erstellen, wofür es heute noch viele Menschen mit großem technischen Wissen oder guten Englischkenntnissen bräuchte. KI könne aber auch dabei helfen, besser gegen Desinformation vorzugehen, Fake News zu erkennen und etwa automatisierte Warnhinweise zu erstellen oder Hassrede umzuformulieren.
Von den Social-Media-Plattformen forderte Risius mehr Transparenz. Es gebe viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt, die sich mit dem Umgang mit Falschinformationen auseinandersetzten, sagte der Wirtschaftsinformatiker. Dafür bräuchten die Forscher aber den Zugang zu den Daten der Plattformen. (00/0147/17.01.2025)