Fairer Handel mit über zwei Milliarden Euro Umsatz

Verbraucherinnen und Verbraucher haben im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Besonders Kaffee ist gefragt.

Von Kaffee bis Bananen: Fairtrade-Produkte sind gefragt in Deutschland
Von Kaffee bis Bananen: Fairtrade-Produkte sind gefragt in DeutschlandImago / epd

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland haben nach Branchenangaben erstmals mehr als zwei Milliarden Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Das entspreche durchschnittlich 25,83 Euro pro Kopf, teilte das Forum Fairer Handel (FFH)  in Berlin mit. Mit 2,18 Milliarden Euro für Lebensmittel, Textilien, Kosmetik, Blumen und Kunsthandwerk sei der Umsatz 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 11,5 Prozent gestiegen. Seit 2015 sei der Umsatz sogar um 70 Prozent gestiegen.

Im fairen Handel erhalten die Produzenten einen garantierten Mindestpreis. Es gibt zudem soziale und ökologische Absicherungen. Das betreffe auch Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, Rechte für Indigene und den Umgang mit den Folgen des Klimawandels, hieß es.

Am meisten Geld wird für Kaffee ausgegeben

82,5 Prozent des Jahresumsatzes im fairen Handel sind laut FFH durch Lebensmittel erreicht worden. Den größten Anteil dabei machte mit 35,7 Prozent der Kaffee aus, gefolgt von Südfrüchten und Textilien. Dass der Marktanteil des fair gehandelten Kaffees aber beim gesamten Röstkaffee nur bei 5,6 Prozent und der von fair gehandelter Schokolade bei 3,2 Prozent liege, zeige, „wieviel Luft nach oben bleibt“, erklärte FFH-Geschäftsführer Matthias Fiedler.

 

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Der Umsatz mit fair gehandelten landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus Europa habe mit 153 Millionen ein Plus von 9 Prozent zum Vorjahr erreicht. Dazu zählten unter anderem Milch-, Mehl- und Backwarenprodukte, aber auch Olivenöl, Nudeln, Tees und Trockenfrüchte europäischer Herkunft.

Umfrage: Verzicht auf Kinderarbeit als Kaufgrund

Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag des FFH gaben insgesamt sieben von zehn Befragten an, bei ihrem Wocheneinkauf mindestens gelegentlich (37,9 Prozent), häufig (23 Prozent) oder sogar immer (8,9 Prozent) gezielt zu fair gehandelten Produkten zu greifen. Nur 6,9 Prozent sagten von sich, nie solche Produkte zu kaufen. Jeder Dritte der 2.165 im Juni Befragten gab demnach weiter an, dass eine faire Entlohnung sowie der Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit für die Kaufentscheidung vorrangig sei.

Inflation und Kostensteigerungen bei Grundnahrungsmitteln und Energiekosten setzten die Partner im globalen Süden weiter unter Druck, erklärte die Vorstandsvorsitzende des FFH, Andrea Fütterer. In Krisenzeiten seien daher Handelspartnerschaften mit fairen Lieferketten wichtiger denn je. Erzeugerinnen und Erzeuger seien oft gezwungen, Lebensmittel zu Dumpingpreisen an Konzerne zu verkaufen, die den Markt beherrschten. Das FFH forderte daher unter anderem ein gesetzliches Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten.

Gepa, El Puente und mehr

Das FFH ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von Organisationen des fairen Handels. Zu den Mitgliedern gehören die Handelsunternehmen Gepa, El Puente, Weltpartner, Banafair und Globo, der Weltladen Dachverband, der Bundesverband für fairen Import und Vertrieb sowie der Naturland-Verband für ökologischen Landbau. Kooperationen bestehen auch mit kirchlichen Hilfswerken und Jugendverbänden.