Fachleute: Wut darf in Paarbeziehungen durchaus gezeigt werden

Paare machen aus Konflikten nicht selten einen Wettkampf, in dem es ums Gewinnen und Verlieren geht. Das funktioniere nicht, sagt ein Forscherpaar aus den USA. Und erklärt, wie man es besser machen kann.

Wenn Menschen in einer Paarbeziehung unterschiedliche Konfliktstile haben, sollten sie Fachleuten zufolge einen Kompromiss in der Art ihrer Kommunikation finden. „Sie müssen darüber sprechen: Wie gehen wir damit um, wenn ich wütend werde oder wenn du wütend bist?“, sagte die US-amerikanische klinische Psychologin Julie Gottman (72) im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende) kurz vor dem Valentinstag am Mittwoch. Gemeinsam mit ihrem Mann John Gottman (81), emeritierter Professor für Psychologie an der University of Washington, erforscht sie Beziehungen.

Beide betonen, dass in einer Beziehung durchaus Wut gezeigt werden dürfe. Aber, erklärte Julie Gottman: „Sie können sagen: ‚Warum bin ich wütend? Was ist die Situation, die meine Wut auslöst?‘ Aber sagen Sie nicht: ‚Ich bin wütend auf dich, weil es an dir liegt, dass unsere Familie ein Geldproblem hat‘ oder so. Das ist eine Schuldzuweisung, die nicht funktioniert.“

Julie Gottman warnte davor, dass eine Auseinandersetzung zu einem Kampf wird, in dem es darum gehe, wer gewinne und wer verliere. Das funktioniere nicht, denn beide Partner hätten in der Regel gültige Standpunkte. „Wenn einer versucht zu gewinnen, verlieren beide. Damit ein Streit produktiv wird, müssen sie die vier apokalyptischen Reiter vermeiden: Kritik, Verachtung, Abwehr und Mauern.“

Stattdessen sollten Paare tiefer schürfen, indem sie sich gegenseitig Fragen stellten, betonte sie. „Zum Beispiel: Welche Werte oder ethischen Grundsätze sind mit deiner Position zu diesem Thema verbunden? Gibt es eine Hintergrundgeschichte oder eine Episode aus der Kindheit, die deine Haltung hier beeinflusst? Warum ist das Thema für dich so wichtig? Was sind deine Gefühle dazu? Wie sieht in diesem Punkt deine Traumvorstellung aus?“