Fachleute: Kopfverletzungen werden häufig unterschätzt

Ein Sturz mit dem Fahrrad, ein Unfall im Haushalt oder beim Sport: Wer sich den Kopf stößt, sollte dies ernst nehmen und besser ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Fahrradhelme schützen vor ernsthaften Kopfverletzungen
Fahrradhelme schützen vor ernsthaften KopfverletzungenImago / YAY Images

Eine Gehirnerschütterung sei eine ernstzunehmende Verletzung, werde im Alltag aber oft zu spät erkannt oder verharmlost, sagt die Geschäftsführerin der ZNS-Stiftung, Susanne Schaefer. Dies liege an Sprüchen wie „dieser kurze Stoß wird schon nicht so schlimm sein“, aber auch daran, dass Lehrpersonal sowie Trainerinnen und Trainer im Sportbereich die verschiedenen Symptome einer Gehirnerschütterung mitunter nicht gut genug kennen würden.

Nach einem Stoß oder Zusammenprall sei es „völlig okay“, zu sagen, dass es einem nicht gut gehe, man sich ausruhen müsse oder Hilfe brauche, betonte Schaefer. Die Leiterin der Concussion Clinic am Klinikum der Universität München, Michaela Bonfert, sieht auch im medizinischen Bereich noch Nachholbedarf. So seien ein ärztliches Gespräch und eine sorgfältige Untersuchung wichtig, um mögliche Risikofaktoren zu erfassen.

Jährlich erleiden über 270.000 Personen ein Schädelhirntrauma

Entscheidend sei, Gehirnerschütterungen rechtzeitig zu erkennen, um angemessen reagieren zu können. Dafür brauche es mehr öffentliche Wahrnehmung und Schulungsangebote für verantwortliche Personen. Dies könne etwa über entsprechende Veranstaltungen und Infomaterial für Sportlerinnen, Trainer, Betreuer, Lehrerinnen und Eltern geschehen.

Jedes Jahr werden den Angaben zufolge in Deutschland über 270.000 Personen wegen eines Schädelhirntraumas stationär im Krankenhaus behandelt. Die Mehrheit von ihnen hat ein sogenanntes leichtes Schädelhirntrauma erlitten, zu dem auch die Gehirnerschütterung zählt.

Etwa die Hälfte der Betroffenen klagt laut einer Studie der ZNS-Stiftung noch nach einem Jahr über Probleme wie Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, verminderte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Mit dem ersten bundesweiten „Tag der Gehirnerschütterung“ am 20. Oktober wollen die Stiftung und das LMU-Klinikum auf die Thematik aufmerksam machen.