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Extremwetterkongress: Meeresspiegel könnten meterhoch ansteigen

Weltweit könnte es zu einem meterhohen Meeresspiegel-Anstieg kommen. Experten machten am Donnerstag in einer Live-Schalte an verschiedene Orte der Erde beim 13. Extremwetterkongress auf möglicherweise bereits überschrittene Kipppunkte aufmerksam, die zu einem Schmelzen des Grönland-Eises sowie des westantarktischen Eisschildes führen würden. Der Kongress findet noch bis Freitag (29. September) in Hamburg statt. Mahnungen zum entschlossenen Klimaschutz sowie zur Anpassung an veränderte Klimabedingungen stehen im Mittelpunkt der dreitägigen Konferenz.

Martin Radenz und Lukas Muser von der Neumayer-Station III, einer deutschen Polarforschungsstation in der Antarktis, verwiesen auf Forschungen, denen zufolge ein Temperaturanstieg von einem bis 1,5 Grad das westantarktische Schutzschild zusammenbrechen lassen werde. Dieser Kipppunkt sei möglicherweise bereits überschritten. Somit ließe sich der Zusammenbruch des Schilds nicht mehr verhindern, Folge wäre ein globaler Meeresspiegel-Anstieg von über drei Metern.

Fieke Rader von der deutsch-französischen Arktis-Forschungsstation Awipev auf Spitzbergen (Norwegen) berichtete, dass in ihrer Region der Permafrost auftaue. Folge sei, dass Häuser wegsackten. Als Permafrost wird ein Untergrund bezeichnet, dessen Temperatur normalerweise mindestens zwei Jahre lang ununterbrochen unterhalb des Gefrierpunkts liegt.

Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung warnte vor einem Wegschmelzen des Grönland-Eispanzers. „Das Grönlandeis hat genug Masse, um den weltweiten Meeresspiegel um sieben Meter anzuheben. Das wäre ein Desaster für alle Küstenstädte.“ Der genaue Kippunkt, der zu einem kompletten Wegschmelzen führe, sei nicht bekannt. „Wahrscheinlich liegt er zwischen einem und vier Grad Erwärmung.“ Einige Studien behaupteten, der Kipppunkt sei vielleicht bereits überschritten, sagte Rahmstorf.

In Mauretanien im nordwestlichen Afrika hat der Klimawandel laut der deutschen Botschafterin Isabel Hénin eine hohe Relevanz im Alltag der dort lebenden Menschen. Es gebe abwechselnd Dürren und Überschwemmungen, die Bodenqualität verschlechtere sich, Folge sei eine sich verstärkende Ernährungsunsicherheit.

Realität und Wahrnehmung klafften jedoch stark auseinander, sagte Hénin und verwies auf eine Umfrage des Afro-Barometers, derzufolge nur ein Drittel der Befragten in Mauretanien vom Klimawandel gehört habe. Davon wiederum glaubten nur 38 Prozent, der Klimawandel habe negative Folgen, 53 Prozent gingen vom Gegenteil aus, sagte Hénin.

Ein positives Beispiel lieferte aus Panama Andreas Eke von „The Generation Forest“. Die Genossenschaft betreibe dort Aufforstungsprojekte und kämpfe so gegen Klimawandel und Biodiversitätsverlust. Um Arbeitsplätze zu schaffen, betreibe sie zudem eine selektive Holznutzung.

Ein Hindernis bei der Aufforstung sei allerdings das Wetterphänomen El Niño. Dieses führe in Panama zur Unterbrechung der Niederschläge und damit zu für die jungen Bäume lebensgefährlichen Trockenzeiten. Sollte sich El Niño künftig verstärken, könnte das zu noch längeren Trockenphasen führen. „Es kann sein, dass die Mortalitätsrate dann größer wird“, sagte Eke.