Der Umzug der bekannten Gottorfer Moorleichen nach Dänemark ist für die Restauratoren der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen eine große Herausforderung. „Niemand aus unserem aktuellen Team hat diese Objekte bislang bewegt. Bestimmt werde ich beim Öffnen der Vitrinen ganz schön ins Schwitzen kommen“, sagte Restauratorin Corinna Mayer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
In diesen Tagen verlassen die zum Teil mehr als 2.000 Jahre alten Moorleichen von Windeby, Damendorf und Rendswühren für längere Zeit die Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig. Sie werden zusammen mit dem Schädel von Osterby und einem Haarteil der Moorleiche von Dätgen an das Museum in Silkeborg ausgeliehen. Das dänische Museum verfügt selbst über zwei Moorleichen, gemeinsam mit den Exponaten aus Gottorf sollen sie in einer Sonderausstellung gezeigt werden.
Der Grund für die Ausleihe ist die Sanierung der Dauerausstellung auf Gottorf. Alle Exponate werden in den kommenden Monaten eingepackt und eingelagert, damit das Raum- und Ausstellungskonzept überarbeitet werden kann. „Da bot es sich an, die Moorleichen an das Museum in Silkeborg auszuleihen. Fünf Moorleichen an einem Standort, das wird eine besondere Schau“, sagte Mayer.
Die Moorleichen lagen bislang im dritten Stock des Schlosses in überdimensionalen Vitrinen, die nun für den Transport geöffnet werden müssen. „Die Vitrinen passen nicht durch die Türen des Schlosses, geschweige denn in den Fahrstuhl“, erklärte Mayer, die mit zwei weiteren Restauratoren für den Umzug der Moorleichen verantwortlich ist.
Die Restauratoren planen, die Rückwände der Vitrinen zu öffnen und die Platten, auf denen die Moorleichen liegen, vorsichtig herauszuziehen. Dann werden die Leichen in gepolsterte, klimatisierte Kisten umgebettet und über einen Fahrstuhl nach unten gebracht. Eine Spezialfirma übernimmt dann den Transport nach Silkeborg.
Beim Öffnen der Glasrückwände ist gleich doppelte Vorsicht geboten: „Wir müssen davon ausgehen, dass die Moorleichen durch die Konservierung schadstoffbelastet sind.“ Für Gäste der Ausstellung sei das ungefährlich, durch die Vitrinen dringe nichts durch. „Wir schützen uns beim direkten Umgang mit den Objekten aber präventiv mit Masken, Schutzbrillen und Handschuhen“, sagte Mayer.
Eine der Moorleichen liegt nur lose auf einer Platte und ist im Gegensatz zu den anderen beiden nicht mit dem Unterbau verbunden. „Die müssen wir vorsichtig von der Platte herunterheben und in den Karton legen.“ Die Leichen seien aber sehr stabil, da sehe sie kein Problem. „Wir sind gut vorbereitet, haben zahlreiche Voruntersuchungen und Vermessungen gemacht. Mit Ruhe und Bedacht werden wir das schaffen“, versicherte die Restauratorin.
Dennoch habe sie vor dem Umzug der Moorleichen besonderen Respekt. „Es handelt sich schließlich um sterbliche Überreste. Es ist ein Unterschied, ob uns von einer historischen Tasse ein Henkel abbricht oder von einem Verstorbenen ein Finger.“
Nach der Modernisierung der Dauerausstellung sollen die Gottorfer Moorleichen aufs Schloss zurückkehren. Ein Termin für die Wiedereröffnung des Museums steht aber noch nicht fest.