Expertin: Sinti und Roma weiter Diskriminierungen ausgesetzt
Die Unterdrückung der Minderheit ist laut württembergischer Landeskirche ein vergessener Teil der Geschichte des Christentums. Grausamer Höhepunkt der Verfolgung sei der NS-Völkermord an Sinti und Roma gewesen.
Die württembergische evangelische Landeskirche beklagt anhaltende Diskriminierungen von Sinti und Roma in Deutschland. Für Angehörige der Minderheit bestehe der Alltag „noch immer aus vielen Diskriminierungen, obwohl sie zum Teil seit mehr als 600 Jahren hier leben“, erklärte Silke Stürmer, Pfarrerin und landeskirchliche Beauftragte für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma, am Montag in Stuttgart.
Es habe sich in den vergangenen Jahren zwar Vieles gebessert, sagte die Expertin und verwies etwa auf den Staatsvertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma. Stürmer betonte jedoch, noch immer fänden Menschen dieser Minderheit schwerer Wohnungen, obwohl sie Deutsche mit allen Rechten und Pflichten seien. „Zur wirklichen Gleichberechtigung ist es noch ein weiter Weg“, bilanzierte die Pfarrerin anlässlich des Internationalen Roma-Tages (8. April). Dieser Gedenktag erinnert – seit 1990 – an den ersten offiziellen Welt-Roma-Kongress in London 1971. Dabei forderte die Minderheit der Roma umfassende gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung.
Die Geschichte der Sinti in Deutschland sei ein „oft vergessener Teil der Geschichte der Christinnen und Christen seit dem 15. Jahrhundert in unserem Land“, so Stürmer weiter. Als Angehörige dieser Minderheit um das Jahr 1400 ins Heilige Römische Reich deutscher Nation geflohen seien, habe nach kurzer Zeit ihre Unterdrückung durch die Christen begonnen. „Diese Diskriminierung zieht sich wie ein ‚roter Faden‘ durch die Geschichte und gipfelte in der Ermordung von 500.000 Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten, ein Völkermord“, so die landeskirchliche Beauftragte. Auch Pfarrer hätten damals Menschen dem Tod ausgeliefert.