Expertin: Es braucht mehr Pflegefamilien

Einen Mangel an Pflegefamilien beobachtet die Leiterin der Fachdienste des Jugendamtes Ludwigsburg, Regina Wißmann-Hähnle. Der Bedarf an Pflegeeltern sei überall in Baden-Württemberg hoch, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ein Grund sei, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen steige, die für kürzere oder längere Zeit nicht in ihren Familien leben können und deshalb in Obhut genommen werden. Überforderung, aber auch psychische Probleme, häusliche Gewalt und Suchtprobleme seien Gründe dafür, dass ein Kind nicht mehr in seiner Herkunftsfamilie leben könne, sagte Wißmann-Hähnle, die auch für den Pflegekinderdienst verantwortlich ist.

Hinzu käme, dass Familien, die am Limit sind, oft zu wenig Unterstützung erhielten: „Wenn es keinen Platz in der Ganztagesbetreuung, keinen Therapeuten und zu wenig Beratungsmöglichkeiten gibt, dann wirkt das manchmal als Brandbeschleuniger.“

Wißmann-Hähnle beobachtet, dass überdurchschnittlich viele Pflegeeltern auch aus christlicher Motivation heraus ein Pflegkind in die Familie aufnehmen. „Wir arbeiten sehr gerne mit diesen Familien zusammen.“ Sie nehme wahr, dass der Glaube durchaus eine Ressource sein könne und auch bei mancher pädagogischen Herausforderung und Sinnkrise im Alltag als Pflegefamilie Hoffnung und Halt geben könne.

Vor allem für Kleinkinder und Kinder im Grundschulalter sei eine Unterbringung in der Familie ideal, „weil Familien ein sehr guter Ort sein können, um zur Ruhe zu kommen“. Doch es sei wegen fehlender Pflegeeltern nicht immer möglich, Kinder in Familien unterzubringen. „Wir würden uns sehr freuen, wenn der eine oder die andere sich vorstellen könnte, für eine kürzere oder längere Zeit ein Kind aufzunehmen. Wenn es Menschen gibt, die sagen: Wir haben noch Platz im Haus, im Herzen, für ein fremdes Kind.“ (0983/08.05.2024)