Expertin ermutigt zur Umnutzung leer stehender Kaufhäuser

Die Wissenschaftlerin Nina Hangebruch sieht in der Umnutzung leer stehender Kaufhäuser die Chance, Innenstädte neu zu beleben. Dabei brauche es „Mut, neue Wege zu gehen, und Durchhaltevermögen“, sagte die Raumplanerin am Mittwoch im „Morgenecho“ auf WDR 5 mit Blick auf die Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof.

Reine Einkaufsparadiese seien ein Auslaufmodell, weil vor allem viele junge Menschen ein anderes Einkaufsverhalten hätten und der Anteil des Online-Handels deutlich zugenommen habe. „Der Einzelhandel braucht immer weniger Fläche“, erläuterte die Expertin vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung an der TU Dortmund.

Leerstehende Gebäude könnten etwa für Angebote aus den Bereichen Bildung, Kultur, Freizeit oder Gesundheit, für Wohnen oder Verwaltungseinrichtungen genutzt werden, sagte Hangebruch. Solche Beispiele seien in der Vergangenheit auch schon realisiert worden. Dabei müsse je nach Standort individuell geschaut werden, welchen Bedarf es gebe: „Es gibt keine Konzepte von der Stange.“

Ziel müsse sein, Besuchsanreize zu schaffen für Menschen, die nicht mehr in die Innenstädte kämen, sagte die Wissenschaftlerin. Sie sehe den Wegfall von Geschäften gar nicht so negativ. Früher habe es bereits sehr „nutzungsgemischte“ Innenstadtzentren gegeben, bis der Einzelhandel als wirtschaftlich stärkste Kraft alles andere verdrängt habe. „Wenn wir jetzt wieder zu Städten kommen, in denen wieder viel stärker gewohnt wird, in denen Bildung stattfindet, die auch einfach Treffpunkte und Aufenthaltsorte sind und nicht nur reine Konsumorte, dann ist das auch eine schöne Vorstellung.“

Der Weg dorthin erfordere Mut und Durchhaltevermögen und sei oft lang, räumte Hangebruch ein. Meist sei ein Eigentümerwechsel der Immobilien mit entsprechenden Verhandlungen erforderlich. Die Gebäude umzubauen, etwa Fassaden aufzubrechen oder Lichthöfe einzubauen, sei technisch möglich und machbar, „kostet aber Geld“.