Expertin: Bildungsarbeit gegen Antisemitismus finanziell sichern
Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) fordert eine verlässliche Finanzierung von Bildungsarbeit und Unterstützungsangeboten gegen Antisemitismus. Solche Programme müssten langfristig finanziert werden und dürften nicht auf prekären Strukturen aufbauen, sagte die Kommunikationsleiterin der Zentralwohlfahrtsstelle, Laura Cazés, am Donnerstag dem Radiosender WDR 5. Gleiches gelte auch für Unterstützungsangebote für Betroffene von Antisemitismus. Antisemitismus sei in allen gesellschaftlichen Schichten ein Problem. Das sei auch schon vor den steigenden Zahlen antisemitischer Übergriffe im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt so gewesen.
Die jüdische Gemeinschaft warne mit Blick auf die Lage des Antisemitismus in Deutschland schon seit Jahren, dass es „Fünf nach Zwölf“ sei, betonte Cazés. Es werde gesamtgesellschaftlich „nicht hinreichend verstanden“, wie Antisemitismus funktioniere und in welchen Codes er verbreitet werden. Denn dabei gehe es nicht nur um direkte Diskriminierung und Beleidigung, sondern auch um übergeordnete Vorstellungen etwa von jüdischen „mächtigen Eliten“ und problematischen Projektionen auf den Staat Israel. Das sei in allen gesellschaftlichen Milieus ein Problem. „Wir weisen schon seit Jahren darauf hin“, betonte die Publizistin.
Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober stecke der jüdischen Community „tief in den Knochen“, erklärte Cazés. Sie sprach von einer „kollektiven Sekundärtraumatisierung“, die Jüdinnen und Juden auch in Deutschland angesichts der Bilder und Berichte von dem Terrorangriff erfahren hätten.
Am 7. Oktober hatte die radikalislamische Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht, mit Raketen und Terrorkommandos Israel angegriffen, viele Menschen getötet und weitere verschleppt. Israel reagierte mit heftigem Beschuss und der Abriegelung des Gebietes.