Experten fordern Geld für effektive Suizidprävention

Mehr Vorbeuge gegen Selbsttötungen: Experten der Suizidprävention fordern von der Bundesregierung, im kommenden Bundeshaushalt mindestens 20 Millionen Euro für die Prävention von Selbsttötungen vorzuhalten. Bisher sei etwa die Finanzierung von „wichtigen niedrigschwelligen Online- und Telefonberatungen“ im Jahr 2024 nicht gewährleistet, erklärte Reinhard Lindner vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm (Naspro) am Dienstag in Kassel.

Anfang Juli hatte der Deutsche Bundestag den Entschluss gefasst, die Suizidprävention in Deutschland zu stärken. 9.215 Menschen nahmen sich laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr das Leben. Hinzu kommen demnach bundesweit etwa 100.000 Suizidversuche pro Jahr. Im Jahr 2020 war der Suizid bei Menschen unter 25 Jahren die häufigste Todesursache in dieser Altersgruppe.

Gerhard Fiedler von der Deutschen Akademie für Suizidprävention sagte, die hohe Anzahl von Suiziden und Suizidversuchen zeige, „dass viele Menschen von den Angeboten des Gesundheitswesens nicht erreicht werden. Erreicht werden diese Menschen besonders über niedrigschwellige Hilfen in Beratungsstellen oder durch Online-Angebote.“ Leider seien fast alle diese Angebote überlaufen. Dies erfordere „dringend eine Sicherung und einen Ausbau dieser Hilfen und keine Reduzierung oder Einstellung“. Zudem dürfe das Thema Suizid nicht länger tabuisiert werden.

Weiter forderten die Experten eine nationale Präventionsstrategie. Dazu gehöre die Gründung einer zentralen Informations- und Koordinationsstelle mit einer allzeit erreichbaren Telefonnummer, bei der Betroffene, Angehörige, Helfende und Interessierte schnell und kompetent beraten würden.

Ebenso müssten qualifizierte regionale niedrigschwellige Beratungsangebote ausgebaut werden. Diese seien auch für Hinterbliebene nach Suizid und für Angehörige suizidgefährdeter Menschen wesentlich. Zudem sollten palliative und Hospizhilfen am Lebensende sowie Trauerbegleitungsangebote ausgebaut werden.

In Deutschland gibt es etwa 300 Beratungsstellen zur Suizidprävention. Sie werden von Kirchen, Wohlfahrtsorganisationen, Vereinen und Stiftungen getragen. Zu den Ursachen für Suizide gehören auch psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen.