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Experte zu Dahlmeier-Tod: Trauer schwierig, wenn Leichnam fehlt

Der Leichnam der in Pakistan verunglückten Ex-Biathletin Laura Dahlmeier wird wohl nicht geborgen. Was bedeutet das für die Hinterbliebenen? Ein Experte klärt auf.

Die Ex-Biathletin Laura Dahlmeier ist  beim Bergsteigen in Pakistan tödlich verunglückt
Die Ex-Biathletin Laura Dahlmeier ist beim Bergsteigen in Pakistan tödlich verunglücktImago / Hartenfelser

Fehlt wie im Fall der Ex-Biathletin Laura Dahlmeier der Leichnams einer verunglückten Person, kann das für Hinterbliebene zu einer großen Belastung werden. “Hinterbliebene brauchen die absolute Gewissheit, dass jemand wirklich tot ist, um es zu begreifen. Und um diese Gewissheit zu haben, brauchen Menschen ihre ganzheitliche Sinneswahrnehmung und im besten Fall einen Ort, an dem wir zum Toten gehen können”, sagte Dirk Pörschmann, Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Für die Trauerarbeit sei entscheidend, den Tod auch physisch zu vergegenwärtigen. Menschen seien darauf angewiesen, im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, was bei tiefgreifenden Veränderungen wie einem Todesfall geschehe, so der Experte. “Ich mache über meine Sinne Erfahrungen, die mir klar machen: Da ist etwas passiert und das ist nicht mehr rückgängig zu machen.” Rein intellektuell ließe sich das Geschehene verstehen, doch zum Begreifen brauche es Orte der Trauer. “Fehlt der Leichnam oder ein Grab, wird immer etwas fehlen.”

Gedenkort für Laura Dahlmeier in Kirche eingerichtet

Noch schwieriger gestalte sich die Verarbeitung, wenn Vermisste für tot erklärt werden. “Wer nicht weiß, ob eine Person vielleicht doch noch lebt, rechnet vielleicht jeden Tag mit einem Wiedersehen”, so Pörschmann weiter.

Unterdessen hat die Kirche St. Martin in Laura Dahlmeiers Heimatort Garmisch-Partenkirchen einen Gedenkort für sie eingerichtet, wie das Erzbistum München und Freising auf Facebook bekanntgab. Er soll Freunden, Nachbarn, Kollegen und Mitschülerinnen ermöglichen, Andacht halten zu können.

Das dazu auf Facebook gepostete Foto zeigt ein Porträtbild der Verstorbenen, vor der eine große Kerze und ein Blumenstrauß stehen. Weiter heißt es: “Auch wir nehmen Anteil am tragischen Tod der ehemaligen Schülerin unseres erzbischöflichen St. Irmengard-Gymnasiums.” Ob es eine öffentliche Trauerfeier für Dahlmeier in Garmisch-Partenkirchen geben wird, ist noch nicht klar.

Steinschlag: Laura Dahlmeier beim Bergsteigen in Pakistan verunglückt

Davon unabhängig beobachtet Pörschmann neue Entwicklungen in der Bestattungskultur. “Weil Menschen viel mobiler geworden sind, sind Familiengräber oft von den Wohnorten entfernt.” Daher gingen neue Überlegungen auf Friedhöfen in die Richtung, Trauerorte zu schaffen, die ohne klassische Gräber gestaltet sind. “Die tote Person liegt vielleicht in München, aber ihre Verwandten in Berlin haben dort einen öffentlichen Ort für ihre Trauer.”

Die frühere Biathletin und Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist am Montag beim Bergsteigen im Karakorum-Gebirge in Pakistan in einen Steinschlag geraten. Laut ihrem Management war sie sofort tot. Rettungs- und Bergungsversuche scheiterten. Dahlmeiers Leichnam wird in dem Gebirge bleiben. Denn niemand solle für sie sein Leben aufs Spiel setzen, verfügte die ehemalige Spitzensportlerin, die aus Garmisch-Partenkirchen stammte. Dahlmeier war staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin und aktives Mitglied der Bergwacht. Am 22. August wäre sie 32 Jahre alt geworden.