Experte wünscht sich mehr Romantik auf Friedhöfen

Friedhöfe sind Orte der Trauer und des Gedenkens. Warum dort nicht auch in andere Welten eintauchen? Ein Berliner Friedhofsverwalter geht andere Wege.

Ausgediente und nicht belegte Grabfelder bieten für Thomas Höhne eine große Chance – “hin zur Natur, mehr Atmosphäre, Romantik und menschlicher Begegnung”. Der Berliner Friedhofsverwalter und Landschaftsarchitekt wandelt sie in naturnahe “Sehnsuchtslandschaften” um, wie er am Dienstagabend bei einer Online-Veranstaltung des Kuratoriums Deutsche Friedhofskultur in Unna erklärte. In den vergangenen 18 Jahren gestaltete er auf den Berliner Luisenkirchhöfen Flächen, die unter anderem an die Lüneburger Heide, eine Fjordland- und Schärenlandschaft sowie den biblischen Ölberg erinnern.

Damit wolle er “den Bedürfnissen der Menschen entgegenkommen” und eine attraktive Alternative zur Bestattung in einem Friedwald bieten, sagte Höhne. Diese besondere Stimmung spreche die Menschen an. Er freue sich, wenn Besucher sagten: “Das ist kein normaler Friedhof”. Für den Landschaftsarchitekten müsse dieser auf die Zeit “an Schönheit zunehmen”; die pflegeleichte Gestaltung der Fläche ermögliche dies.

So sei auf einer Fläche binnen eines Jahres aus einem übertrieben sauberen und totem Boden “eine sehr waldige und lebendige Atmosphäre” entstanden. Höhne schafft mit alternativer Bepflanzung und neuer Erde bewusst einen anderen Rahmen, damit sich auf dem Friedhof Leben entfalten könne. “Es darf nicht mehr wie geleckt sein”, vielmehr müssten kleine Lebensräume mit Laub und Totholz geschaffen werden – “die Leute gewöhnen sich daran”. Insektenfreundlichkeit sei dabei ein wichtiges Auswahlkriterium. Höhne beobachtet auf den Luisenkirchhöfen eine enorme Zunahme des Insektenreichtums. “Auf dem Ölberg ist der Schwalbenschwanz eingewandert.”