Experte: „Sarah Vaughan gehört zu den Königinnen des Jazz-Gesangs“

Die vor 100 Jahren geborene Jazz-Sängerin Sarah Vaughan (1924-1990) ist nach Worten des Musik-Experten Henrik von Holtum ein Pop-Phänomen: „Sie gehört mit Billie Holiday, Ella Fitzgerald und Nina Simone zu den Königinnen des Jazzgesangs“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vaughan habe Alben gemacht, die von der Besetzung, vom Stil und vom Sound her „ganz klar eine Jazz-Aura haben“, die aber ein Mainstream-Publikum erreicht hätten.

Zur Ikone habe sie die Inszenierung als „die göttliche Stimme“ gemacht, erklärte Holtum, der einen Lehrauftrag am Bochumer Pop-Institut der Folkwang Universität hat. Vaughan wurde am 27. März 1924 geboren und erhielt ihre musikalische Ausbildung in der Kirche, wo sie Piano spielte und im Chor sang. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Songs „Broken Hearted Melody“ und „Lullaby of Birdland“.

„Lullaby of Birdland“ sei eigentlich keine Vokalnummer und nur sehr schwer zu singen, erklärt Holtum. Vaughan singe den Song schon fast instrumental. Sie habe die Fähigkeit gehabt, derart anspruchsvolle Songs mit einer solchen Leichtigkeit zu interpretieren, dass man ihnen den Schwierigkeitsgrad nicht anhöre. „Das mit dieser eigenen Stimme und unglaublichen Farben in die Welt zu bringen, macht sie zu einer Ausnahmeerscheinung.“

Die spätere Kategorisierung von Jazz als Hochkultur habe sie abgelehnt. Dies liege auch daran, dass Vaughan die Jazz-Musik erlebt habe, als diese „noch einfach Popmusik“ gewesen sei: „Das war das, was lief und was die Teenager hörten.“ Obwohl Jazz eine sehr komplexe Musik sei, sei sie anfangs nicht elitär gewesen, die Kategorisierung des Jazz als anspruchsvolle Kunst sei erst später gekommen.