Ein Trend auf Social Media animiert dazu, mit geschlossenen Augen auf der Stelle zu laufen. Viele verfehlen in den Videos dieses Ziel. Aber ist es ein Grund zur Sorge, wenn die Challenge schief läuft?
Wer sein Gleichgewicht auf die Probe stellen will, den fordert gerade ein Wettbewerb auf Social Media heraus. Die sogenannte “Marching in Place”-Challenge dauert eine Minute – und geht wohl auf den medizinischen Unterberger-Test zurück: Wer teilnimmt, muss mit geschlossenen Augen innerhalb eines markierten Quadrates marschieren. Das Ziel ist, nicht herauszulaufen – allerdings passiert gerade das in den aktuellen Tiktok- und Instagram-Videos häufig. Experten raten jedoch, die Challenge nicht als medizinischen Test zu bewerten.
Der Unterberger-Test kann laut Physiotherapeuten-Verband Hinweise auf mögliche gesundheitliche Probleme geben. “Bei verschiedenen Erkrankungen beispielsweise des Gleichgewichtsorgans, bei neurologischen Erkrankungen oder Störungen der Funktion der Halswirbelsäule kann es hier zu Einschränkungen oder Auffälligkeiten kommen”, erklärte Physiotherapeut Matthias Grötzinger, Landesvorsitzender Baden-Württemberg des Verbands für Physiotherapie, am Dienstag in Fellbach.
Doch wer nicht an Ort und Stelle marschieren kann, muss sich keine Sorgen machen, gibt Grötzinger Entwarnung: “Die in den Videos gezeigte Challenge kann nicht als medizinischer Test gewertet werden.” Denn allein unter der Aufsicht einer medizinischen Fachperson sei das Ergebnis des Unterberger-Tests belastbar.
In den meisten Fällen seien Abweichungen wie das Herauslaufen aus dem Quadrat ohnehin unbedenklich, ergänzte der Physiotherapeut. Auch Gesunde hätten oft Probleme, die Schritte im vorgegebenen Raum durchzuführen, denn die Koordination sei ein komplexes Zusammenspiel von Gehirn, Gleichgewichtsorganen und Nerven. “Fehlt die Möglichkeit uns über die Augen zu orientieren, kann es zu Abweichungen kommen”, fügte Grötzinger hinzu
Doch wer dran bleibt, kann nach Ansicht des Physiotherapeuten durch Wiederholungen etwas bewirken: “Merken gesunde Menschen, dass sie bei der Challenge Schwierigkeiten haben, in dem vorgegebenen Bereich zu bleiben, kann es durchaus Sinn machen, dies zu üben, um seine Koordination und das Gleichgewicht zu verbessern.”