Experte: Lehrer sollten Hamas-Angriff mit Schülern besprechen

Lehrer sollten mit ihren Schülern über den Hamas-Angriff und den Krieg in Nahost ins Gespräch kommen – und dabei auch Gefühle zulassen. Das fordert der Didaktik-Experte Karim Fereidooni. „Wenn wir keine Sprache finden, um mit den Schülerinnen und Schülern darüber zu sprechen, dann nehmen sie Schule als Ort wahr, der nichts mit ihrer Lebensrealität zu tun hat“, sagte der Experte für Rassismus an Schulen am Dienstagabend bei einer Online-Diskussion in Mainz. Er berichtete als Negativbeispiel von einem Schulleiter, der allen Kollegen verboten habe, an der Schule über den Terroranschlag der Hamas und den Nahostkonflikt insgesamt zu sprechen.

Derzeit hätten jüdische Schüler Angst, in die Schule zu gehen – und gleichzeitig hätten palästinensische Schüler Angst, als Terroristen gebrandmarkt zu werden, sagte er. Es brauche daher Regeln für das Miteinander: „Niemand darf Angst haben, in die Schule zu kommen.“

Fereidooni nannte weitere Leitlinien für Lehrkräfte und Schulen. Der Hamas-Angriff müsse einzeln besprochen und als Terroranschlag verurteilt werden. Schüler dürften die Verbrechen nicht relativieren und auch das Existenzrecht Israels nicht in Frage stellen. Außerdem hätten die Palästinenser im Sinne der Zweistaaten-Lösung das Anrecht auf einen eigenen Staat. Weiter empfahl Fereidooni Lehrerinnen und Lehrern, Gefühle der Schüler zuzulassen. Beispielsweise die Trauer von palästinensischen Schülern, deren Verwandte im Krieg im Gazastreifen getötet wurden.

Lehrkräfte hätten für wichtige Themen wie Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Demokratiebildung viel zu oft kaum Zeit, kritisierte Fereidooni. Das Schulsystem müsse dafür mehr Zeit geben. Wichtig wären auch kleinere Klassen.

Fereidooni ist Juniorprofessor für Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung in Bochum und forscht unter anderem zu Rassismus an Schulen einer diversitätssensiblen Ausbildung für Lehrkräfte.