Artikel teilen:

Experte: KI wird junge Leute prägen – Das birgt auch Risiken

Chatbots übernehmen immer mehr Aufgaben, vor allem als soziale Begleitung. Ein deutscher KI-Unternehmer warnt vor der Beeinflussung von Gefühlen – zumal dann, wenn die Macht bei wenigen Großkonzernen liegt.

ChatGPT als Freund, Gemini als romantische Partnerin? Für diese Nutzungsweise entscheiden sich offenbar immer mehr Menschen bei Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI). Fachleute sprechen von “Companionship”, also Begleitung oder Gemeinschaft, sagte Jonas Andrulis, Chef der Heidelberger KI-Firma Aleph Alpha, der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. “Stellen Sie sich vor, welche Macht diese Systeme haben, wenn sie junge Menschen in der Kindheit und Teenagerzeit auf diese Weise begleitet haben.”

Bereits heute zeige sich die Tendenz, “dass Betreiber von KI-Systemen am Schluss entscheiden, was eine richtige Antwort auf eine kontroverse Frage ist”, sagte Andrulis. Sorge bereite ihm daher, “dass immer mehr Macht in den Händen von immer weniger Technologieriesen konzentriert wird”.

Die Angst vieler Menschen, dass KI künftig ihren Job übernehmen könnte, nehme er ernst – sie sei jedoch unbegründet, betonte der Experte. “Im Gegenteil: Aufgrund des demografischen Wandels werden uns eher die Fachkräfte ausgehen.” Schon jetzt gebe es in der Verwaltung eine halbe Million offene Stellen, die nicht besetzt werden könnten. Wenn dieses Problem nicht gelöst werde, “bekommen die Bürger das Gefühl, der Staat kann seiner Verantwortung nicht mehr gerecht werden. Die dadurch entstehende Unsicherheit wird sich politisch entladen. Davor habe ich Angst.”

Zugleich warnte Andrulis vor zu viel Regulierung. “Im Zweifelsfall ist immer neue Regulatorik für Unternehmen der Tod durch tausend kleine Schnitte – selbst wenn jede einzelne Norm vernünftig gemacht ist.” Mit dem Verhaltenskodex für die europäische KI-Verordnung, die der Unternehmer unterzeichnet hat, könne man arbeiten. Sinnvoll sei darüber hinaus, Bürokratie zu reduzieren und Raum für Innovation zu lassen – auch, um Möglichkeiten zur Gestaltung zu erhalten: “Ist unsere Rolle die eines zahlenden Kunden von Technologie, die jemand anderes baut? Oder können wir die Technologie selbst gestalten?”