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Experte: Eltern brauchen mehr Hilfe bei Medienerziehung der Kinder

Ein eigenes Handy mit sechs Jahren: Das ist keine Seltenheit mehr. Viele Grundschulkinder bewegen sich eigenständig im Netz. Ein Experte sieht die Eltern in der Verantwortung – doch auch sie bräuchten mehr Informationen.

Viele Eltern sind beim Umgang mit Medien schlicht überfordert. Darauf hat der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und Vorsitzende des Vereins Programmberatung für Eltern, Thorsten Schmiege, am Dienstag im Münchner Presseclub aufmerksam gemacht. “Viele Väter und Mütter haben nicht viel Zeit, um sich zu informieren und nur wenig Vorkenntnisse im Bereich Medien.” Schmiege forderte deshalb mehr Informationsangebote für Eltern und verwies darauf, wie wichtig eine gute Vernetzung von Schule und Elternhaus bei der Medienerziehung sei.

Eine Befragung unter Grundschulkindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren durch den Elternratgeber “Flimmo” hat demnach unter anderem ergeben, dass schon viele Grundschüler im Besitz eines eigenen Handys sind. Sie gingen damit selbstständig im Internet auf Informationssuche. Was den Wahrheitsgehalt der konsumierten Inhalte angehe, würden viele Mädchen und Jungen auf Personen vertrauen, die ihnen sympathisch seien. Die recherchierten Ergebnisse glichen sie – soweit möglich – mit den eigenen Erfahrungen ab. Bei der Nutzung von Youtube-Kanälen zu Unterhaltungszwecken spiele Glaubwürdigkeit für Kinder allerdings nur eine untergeordnete Rolle.

Nach den Worten von Schmieges geht es nicht darum, den Kindern zu verbieten, ihr Smartphone zu nutzen. Sie sollten aber, gerade in jungen Jahren, dabei begleitet werden. Es gehe darum, dass die Mädchen und Jungen ein Bewusstsein für Fake News bekämen und Möglichkeiten einübten, ihre Informationsquellen zu überprüfen. Eltern könnte etwa die Kennzeichnung von Medienangeboten mit einem Ampelsystem helfen, wie dies beispielsweise bei “Flimmo” vorgenommen werde.

“Flimmo” ist ein medienpädagogischer Ratgeber für TV, Streaming und Kino sowie für Youtube, Tiktok und Instagram. Er will Eltern unterstützen, bei der Fülle an Angeboten den Überblick zu behalten und alterssgerecht ein Medienangebot für ihren Nachwuchs auszuwählen. Pädagogisch fundierte Einschätzungen machen zudem deutlich, was Kindern an einem Film oder einer Serie gefällt, was problematisch sein kann und worauf Eltern besonders achten sollen.

Herausgeber ist der gemeinnützige Verein Programmberatung für Eltern, zu dessen Mitgliedern die zehn Landesmedienanstalten, die BLM Stiftung Medienpädagogik Bayern und das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen zählen.