Experte: Derzeitiger Tourismus ist kein Friedensbringer

Der Eichstätter Tourismus-Experte Harald Pechlaner sieht im aktuellen Massentourismus keinen „Friedensbringer“. Wenn man sich die Proteste an vielen Ecken der Welt ansehe, erkenne man, dass sich gesellschaftliche Konflikte sehr leicht am Tourismus entzünden können, sagte der Leiter des Lehrstuhls Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt laut Mitteilung vom Mittwoch. Als Beispiel nannte er den akuten Wohnraummangel in vielen Touristenhochburgen. Einheimische könnten sich die dortigen Wohnungspreise kaum mehr leisten.

Der Welttag des Tourismus der Vereinten Nationen (27. September) steht diesmal unter dem Motto „Tourism & Peace“. Die zwei Begriffe passten aktuell nicht zusammen, sagte Pechlaner. Beliebte Urlaubsziele, wie etwa in Spanien, hätten sich in diesem Sommer mit lautstarken Protesten gegen den Massentourismus und seine Folgen gewehrt. Als „Friedensbringer“ würde er den Tourismus daher nicht bezeichnen, sehe in der Entwicklung aber durchaus Chancen. „Diese Konflikte zwingen den Tourismus, in den Spiegel zu schauen“, sagte Pechlaner.

Tourismus könne tatsächlich zum Frieden in der Welt beitragen, sagte Pechlaner. Der Schlüssel dafür sei ein bewussteres, langsameres und längeres Reisen. Er befürchte aber, dass der globale Tourismus weiter massiv zunehmen werde. Es werde daher nicht einfach für die Branche, „sich aus der Selbstwahrnehmung einer Schön-Wetter-Industrie zu befreien und Reisen zu etwas Besonderem zu machen, das einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung von Krisen leisen kann“. (00/2795/18.09.2024)