Ex-Missbrauchsbeauftragter Bonny: Belgiens Bischöfe haben versagt
Jahrelang hat Bischof Johan Bonny sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche Belgiens untersucht. Seine Fazit: Die Verbrechen zerstören nicht nur die Opfer, sondern hinterlassen auch tiefe Spuren bei den Aufklärern.
Der im Juli zurückgetretene Missbrauchsbeauftragte der Belgischen Bischofskonferenz, Bischof Johan Bonny, zieht nach 15 Jahren Aufarbeitung eine resignierte Bilanz. “Ich bin enttäuscht, weil Bischöfe vor mir zu wenig für Betroffene von sexuellem Missbrauch getan haben”, sagte der Bischof von Antwerpen dem Internetportal katholisch.de (Donnerstag). “Sie haben das Problem nicht angefasst und sind nicht angemessen damit umgegangen. Wir bezahlen jetzt den Preis dafür, was Bischöfe und auch Päpste in den vergangenen Jahrzehnten nicht gut gemacht haben”, so Bonny.
Er sei Priester geworden, um für das Reich Gottes zu arbeiten und den Menschen die Frohe Botschaft zu bringen. “Als ich ins Priesterseminar eingetreten bin, das war 1973, hatte ich keine Ahnung von dieser Lawine der Missbrauchskrise, die auf uns als Kirche und auf mich als Bischof zurollen würde”, sagte Bonny. Nun habe die Kirche vielen, auch Mitarbeitenden, das Vertrauen in sie genommen. Auch junge Priester seien von den Vorgängen enorm belastet.
Die Kirche, die in Belgien keine Kirchensteuer einnimmt, benötige viel Geld für die Ausgleichszahlungen an Missbrauchsbetroffene. “Doch bis jetzt ist es gelungen, sie zu bezahlen.” Bonny verwies auf die mit dem belgischen Parlament getroffene Regelung, die nach Kategorien und Schweregrad des Missbrauchs unterscheide. “Wenn der beschuldigte Täter zum Beispiel einer Ordensgemeinschaft angehört, dann kommt diese selbst für die Kosten auf. Wenn ein Diözesanpriester der Täter war, dann bezahlt das Bistum.” Wenn der beschuldigte oder verurteilte Täter noch lebe, ersuche die Kirche ihn selbst, sich an den Kosten zu beteiligen.
Mit Blick auf den Belgien-Besuch von Papst Franziskus Ende September sagte Bonny: “Es wird ein Treffen mit dem Papst und 15 Betroffenen sexuellen Missbrauchs geben. Es ist wichtig, dass sie persönlich mit dem Papst sprechen können und dass er ihnen persönlich zuhört.” Er wolle dem Papst aber auch sagen, was für eine große Last die Aufarbeitung der Missbrauchskrise für die heutigen Priester und Bischöfe sei. “Denn sie müssen Lasten tragen, die schon längst hätten aufgearbeitet werden müssen, auch durch ihre Vorgänger.”