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Ex-CDU-Generalsekretär Tauber wirbt für “modernen Patriotismus”

In den vergangenen Jahren war es still geworden um Ex-CDU-General Peter Tauber. Nun mischt er sich wieder ein in gesellschaftspolitische Debatten. Sein Vorschlag: Mehr Preußen wagen!

Der frühere CDU-Generalsekretär Peter Tauber (51) fordert in der Debatte über nationale Identität und Migration ein neues Leitbild für Deutschland. In einem Gastbeitrag für das Magazin “Stern” wirbt er für einen “modernen Patriotismus”, der sich am geistigen Erbe Preußens orientiert.

Das alte Preußen, das oft als Inbegriff deutscher Strenge gelte, sei ein “erstaunlich offenes Projekt” gewesen. Friedrich der Große (1712-1786) habe Hugenotten, Juden und Katholiken siedeln lassen und versprochen: “Wenn Mohammedaner kommen, werden wir ihnen Moscheen bauen.” Ein solches Selbstbewusstsein – gepaart mit pragmatischer Toleranz – fehle in der heutigen Debatte.

“Deutschland sucht wieder nach sich selbst”, so Tauber. “Es geht um die Frage, wie ein Land, das längst Einwanderungsland ist, gemeinsame Werte und Ziele formulieren kann, ohne auszuschließen.” Der Christdemokrat plädiert in diesem Kontext für ein “modernes deutsches Leitbild”, das sich – wie im alten Preußen – um das Gemeinsame drehen müsse: “um Sprache, Bildung, Rechtsstaat, Demokratie – und um Verantwortung füreinander”. Denn ohne Verantwortung zerfalle Freiheit in Beliebigkeit.

“Diese Pflicht ist keine Last, sondern die Bedingung für ein funktionierendes Gemeinwesen”, so Tauber weiter. Bindung entstehe nicht durch Herkunft, sondern durch Haltung. “Eine inklusive Leitkultur heißt also nicht, alle müssten gleich werden. Sie heißt: Jeder darf nach seiner Façon glücklich werden – solange er die Regeln des Zusammenlebens respektiert.”

Dabei dürften Religion und Herkunft weder über- noch unterbewert werden: Der Staat schulde seinen Bürgern gleiche Rechte – und dürfe im Gegenzug gleiche Loyalität erwarten. “Doch zu oft ist Angst heute der Grundton unserer Debatten”, kritisiert der Ex-CDU-General. “Diese Angst lähmt uns.” Dabei könne es gelingen, den Wandel zu gestalten – wenn man sich nicht von ihm treiben lasse. “Das bedeutet auch, Geschichte nicht als Ballast, sondern als Werkzeug zu begreifen.”

Preußen sei kein Paradies, aber ein Experiment gewesen – ein rationaler Staat, gegründet auf Vernunft, Bildung, Maß und Pflicht. “Das ist das Modell, das wir heute brauchen: ein demokratischer Vernunftstaat, der Freiheit ermöglicht und Zusammenhalt einfordert.” Um dies zu erreichen, so Taubers Fazit, müsse man aber “endlich miteinander reden und nicht ständig empört Türen zuschlagen und Mauern bauen”.