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Evangelisches Archiv macht “Kriegschroniken” online zugänglich

Das Evangelische Archiv Baden und Württemberg hat aus Anlass des 80. Jahrestages des Kriegsendes hunderte historische Kriegschroniken württembergischer Kirchengemeinden online zugänglich gemacht. Es handele sich um „einzigartige Zeitzeugnisse zur Kriegs- und Nachkriegszeit im deutschen Südwesten“, teilte die Evangelische Landeskirche in Württemberg am Dienstag in Stuttgart mit. Zahlreiche württembergische Pfarrer dokumentierten in diesen Texten die letzten Tage des NS-Regimes in den Gemeinden sowie das Geschehen der Nachkriegszeit.

Das neue kostenfreie Online-Angebot des Evangelischen Archivs richte sich nicht nur an zeitgeschichtlich Interessierte, sondern auch an Personen, die entsprechende Bildungs- und Gedenkveranstaltungen rund um den 80. Jahrestag des Kriegsendes planten, hieß es weiter. Insgesamt erlauben die „Kriegschroniken“ für zahlreiche Orte im evangelischen Württemberg detaillierte Einblicke in geschichtliche Ereignisse und persönliche Erfahrungen. Sie stellten einen besonderen Quellenschatz für die lokale und regionale Geschichtsschreibung dar, könnten aber auch für Unterrichtszwecke und in der Erinnerungsarbeit eingesetzt werden, hieß es.

Im April 1947 hatte die württembergische Kirchenleitung angeordnet, für jede evangelische Gemeinde im Gebiet der Landeskirche die Zeit des Nationalsozialismus, des Kriegs und der Besatzung in sogenannten „Kriegschroniken“ genau zu dokumentieren. Die häufig von den Ortspfarrern erstellten Berichte lieferten in der Folge oft eindrückliche, zum Teil erschütternde Zeitzeugnisse: In ihren subjektiven Aufzeichnungen ging es etwa um das Ausmaß der Kriegszerstörungen, um das Kampfgeschehen und die militärische Einnahme der Städte und Dörfer, den Einmarsch US-amerikanischer und französischer Truppen, das Verhalten der Besatzungssoldaten, um Beschlagnahmungen, Plünderungen und Vergewaltigungen, aber auch um Rettung und Bewahrung. Bis zum Abschluss der Aktion im Jahr 1957 kamen auf diese Weise rund 250 „Kriegschroniken“ zusammen. (0986/29.04.2025)