Evangelische Kirche in Köln blickt im kommenden Jahr auf Diakonie

Die evangelische Kirche in Köln will im kommenden Jahr die diakonische Arbeit verstärkt in den Blick nehmen. Im nächsten Jahr feierten die Kirchenkreise 100 Jahre evangelische Diakonie in Köln und Region, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger am Montagabend auf dem Jahresempfang des evangelischen Kirchenverbands. 1924 wurde das „Zentrale Jugend- und Wohlsfahrtsamt der Evangelischen Gemeinden Großkölns“ in der Antoniterstraße gegründet.

Tausende Menschen arbeiten heute in der Diakonie und der Caritas und in den kirchlichen Verbänden und Initiativen, sagte Seiger. „Sie sorgen dafür, dass Menschen gute Chancen zur Entwicklung ihres Potenzials bekommen und weitgehend selbstbestimmt leben können.“ Der Theologe erinnerte an die Demonstration der Liga der Wohlfahrtsverbände in Köln in der vergangenen Woche, an der rund. 8.000 Menschen teilnahmen und für den Erhalt der Sozialangebote demonstrierten. „Die Inflation, Tarifsteigerungen und die unzureichende Ausfinanzierung vieler Leistung ist teilweise nicht mehr zu tragen und wird existenzbedrohend, weil die Zuweisungen nicht auskömmlich sind. Das Subsidiaritätsprinzip, das uns so weit gebracht hat, bekommt große Risse.“

Rainer Schmidt, Pfarrer und Theologischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven, sprach über Inklusion. Schmidt, dem von Geburt an beide Unterarme fehlen, nannte Inklusion die Kunst des Zusammenlebens von verschiedenen Menschen. „Aber wir leben in einer Klassengesellschaft.“ Die Einteilung der Menschen in Gruppen sei fatal, sagte er. Schmidt erinnerte sich an seine Schulzeit. Als er sich dem Direktor seines zukünftigen Gymnasiums vorstellte, habe der gefragt: „Herr Schmidt, was müssen wir tun, damit Sie hier zur Schule gehen können?“ Darum gehe es: Möglichkeiten zu schaffen.

Als Gäste waren auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogengemeinde und stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden, und Stadtdechant Robert Kleine auf dem Jahresempfang der evangelischen Kirche. Reker bedankte sich bei den Kirchenvertretern für ihr diakonisches Engagement und sicherte zu, sich für den Erhalt sozialer Einrichtungen stark zu machen. Die zwei Millionen Euro, die in diesem Jahr im Stärkungspakt übrig geblieben seien, würden in das nächste Jahr übertragen. „Wir wollen alles retten, was zu retten ist.“

Toleranz werde in den Wohlfahrtsinstitutionen zur Gegenwart, betonte Reker. Sie äußerte Respekt vor der Haltung der Wohlfahrtsverbände beim Grundrecht auf Asyl.„ Weniger Migranten bedeuteten nicht automatisch weniger Rechtsextremismus, sagte sie. “Das ist blauäugig.“ Es gebe viel tiefer liegende Probleme, mit denen sich die Gesellschaft auseinandersetzen müsse.