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Evangelische Bischöfe predigen zur Jahreslosung

Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp hat zum Jahresbeginn übertriebenen Perfektionismus kritisiert. In seiner Predigt zur Jahreslosung 2025, „Prüft alles und behaltet das Gute“, am 1. Januar in der Matthäuskirche in München sagte Kopp, Prüfen und Suchen nach dem besten Produkt sei anstrengend. Es könne zum Zwang werden, dass unbedingt das Richtige herauskommt. Die Jahreslosung sage aber nicht, „du musst immer das Bestmögliche rausholen“. Es sei eine Kunst im Leben, manchmal mit dem zweit- oder drittbesten zufrieden oder sogar glücklich zu sein, sagte der Bischof: „Es ist eine Kunst, sich zufriedenzugeben. Zufrieden zu sein.“

Der Landesbischof ging auch darauf ein, dass Menschen in Deutschland mit Religion immer weniger anfangen können und die Kirchen verlassen. „Prüft alles und das Gute behaltet, heißt für manche Kirchenmitglieder leider auch: Das Angebot der evangelischen Kirche ist nichts mehr für mich“. Die beiden großen Konfessionen würden aber bis heute viel für das Zusammenleben leisten, sagte Kopp. Ihm sei wichtig, dass der christliche Glaube immer auf den ganzen Menschen ziele.

Auch der Regionalbischof von München und Oberbayern, Thomas Prieto Peral, setzte sich in seiner Neujahrspredigt mit der Jahreslosung für 2025 auseinander. Diese sei auch ein kraftvolles Wort für den Frieden, sagte er in der ökumenischen Friedensandacht der Gemeinschaft Sant’Egidio in der Bürgersaalkirche München. Unfrieden habe seine Wurzeln oft in Vorurteilen, im schnellen Abwerten anderer Menschen. Vorurteile würden zu Feindbildern und Feindbilder führten zu Gewalt. Alles zu prüfen heiße auch, zuzuhören, dem anderen eine Chance zu geben und danach zu suchen, was Menschen verbindet, nicht nach dem, was sie trennt.

Die Regionalbischöfin von Nürnberg, Hann von Weyhern, predigte zum Altjahresabend über die Bedeutung des Trostes in schweren Zeiten. Das biblische Wort vom Trösten und Getröstetwerden könne Kraft geben, auf die sich abzeichnende Zeitenwende zu reagieren, sagte sie an Silvester in der Nürnberger Kirche St. Lorenz. „Der Herr hat Zion getröstet“, heißt es im Buch Jesaja in einem Text, in dem es auch um das Ende einer Epoche des Aufschwungs gehe. Getröstet zu werden sei nach dem Philosophen Hans Blumenberg „das merkwürdige Erlebnis, dass es zwar das Leiden bestehen lässt, aber das Leiden am Leiden aufhebt“.

Es gehe nicht darum, etwas ungeschehen zu machen, sagte die Regionalbischöfin. Was mehr helfe, sei, den ersten Schock ernstzunehmen: „Getröstet werden hat das Potenzial, mir zu helfen, mit meinem Leiden anders umzugehen.“ Trost zu finden und aus der Lähmung herauszukommen „funktioniert nicht mit einem Zauberspruch oder durch eine Vertröstung auf bessere Zeiten“, so von Weyhern: „Das ist Arbeit an der eigenen, an unserer Zukunft.“ Sich nur nach einem starken Arm zu sehnen, der alles richtet, sei eine „Sackgasse“. Auch die religiöse oder politische Erfüllung dieser Sehnsucht beseitige das Gefühl der Hilflosigkeit nicht, sondern verwandele diese in Entmündigung. Stattdessen gelte es, auf jene Gewissheit zu bauen und davon zu erzählen, dass Gott nahe ist. (00/0003/01.01.2025)