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Europäischer Märchenpreis für Theaterwissenschaftler Puchner

Der aus Wien stammende Theaterwissenschaftler Walter Puchner lehrt seit Langem in Athen. Für seine Verdienste um Kulturschätze Griechenlands und angrenzender Regionen erhält er nun eine Auszeichnung samt Preisgeld.

Der Europäische Märchenpreis 2024 geht an den Theaterwissenschaftler Walter Puchner. Wie die Märchen-Stiftung Walter Kahn am Dienstag im unterfränkischen Volkach mitteilte, hat der 1947 in Wien geborene und heute unter anderem in Athen lehrende Puchner sich in mehrfacher Hinsicht um die Erforschung und Erhaltung des Märchens und anderer Formen der mündlichen Erzählüberlieferung verdient gemacht. “Seine Arbeiten hierzu zeichnen sich durch eine überaus große zeitliche, kulturelle und inhaltliche Spannbreite aus”, hieß es.

Erforscht habe Puchner speziell die traditionelle Erzählüberlieferung Südosteuropas, besonders Griechenlands, sowie der Türkei, ergänzte die Stiftung. “Die von Puchner untersuchten Zaubermärchen gehörten früher zu den am weitesten verbreiteten, führen aber heute im öffentlichen Bewusstsein nur noch ein Schattendasein; umso wichtiger ist daher ihre Dokumentation.”

In seinen Untersuchungen zeige Puchner, dass die traditionelle Märchenüberlieferung und weitere Erzähltraditionen nicht isoliert in einem Vakuum existierten. Vielmehr seien sie Teil eines lebendigen Traditionsgeflechts, zu dem auch Lied und Ballade, populäres Brauchleben, Volksschauspiel, Amateurtheater und die Arbeit gewerbsmäßiger Schausteller ebenso gehörten wie der Einfluss literarischer Werke und neuer populärer Quellen und Medien.

“Die zeitliche Spannbreite dieser Untersuchungen Puchners reicht von der Antike bis in die unmittelbare Gegenwart”, so die Stiftung. “All diese Verflechtungen in nuancierter Weise aufzuzeigen, macht das besondere wissenschaftliche Gewicht seiner Arbeiten aus.”

Die Stiftung dankte Puchner ferner “für sein Engagement für die Erhaltung und wissenschaftliche Nutzbarmachung des Nachlasses des großen griechischen Märchenforschers Georgias A. Megas sowie für die Erschließung der Märchenstudien von Michael Meraklis für das deutschsprachige Publikum”. Zudem habe Puchner zu Überlieferungen Griechenlands und anderer Balkanländer sowie der Türkei viele detaillierte Aufsätze und Rezensionen verfasst. Er erfülle damit die Rolle eines Kulturvermittlers.

Der mit 5.000 Euro dotierte Preis soll am 5. September in Volkach verliehen werden. Die Märchen-Stiftung wurde nach eigenen Angaben 1985 zur Erhaltung und Pflege des Märchen- und Sagengutes von dem Unternehmer Walter Kahn (1911-2009) gegründet.