EU-Politikerin Barley: Gesellschaft ist unbarmherziger geworden

Bischof und EU-Parlaments-Vizepräsidentin sind in Sorge über eine egoistische Gesellschaft. Aber wie soll ein neues Wir-Gefühl entstehen? Katarina Barley setzt auf die Frauen.

EU-Parlaments-Vizepräsidentin Katarina Barley (SPD) wendet sich gegen Egoismus und Ellenbogen-Mentalität. “Unsere Gesellschaft ist schneller, kälter und auch unbarmherziger geworden”, sagte Barley am Samstag beim Katholikentag in Erfurt. Immer mehr Menschen fragten nur, wie sie für sich am meisten rausholen könnten. “Aber nur noch wenige fragen, was sie für die Gemeinschaft und für andere tun könnten.” Das sei auch eine Gefahr für die Demokratie.

Eindringlich sprach sich die SPD-Politikerin für mehr Geschlechtergerechtigkeit aus. “Es gibt immer noch zu viele Männerclubs.” Eine gerechtere Welt sei nur möglich, “wenn wir die Frauen zu mindestens 50 Prozent beteiligen – und im Blick auf die Vergangenheit vielleicht auch ein bisschen mehr”, sagte Barley unter großem Applaus im voll besetzten Erfurter Theater.

Der Paderborner Erzbischof Udo Bentz sagte, er beobachte mit Sorge, dass viele Menschen inzwischen in einer Art Blase lebten und kaum noch Kontakte außerhalb ihres eigenen Milieus hätten. “Nur wer über die eigene Blase hinausschaut, kann in ein echtes Gespräch und in echtes Nachdenken kommen. Nur so kann ein neues Wir-Gefühl entstehen.” Aufgabe der Kirchen sei es, diesen Austausch zu fördern. “Wir Christen dürfen uns auf keinen Fall selbst zurückziehen.”