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EU-Expertin: Klimastress schon bei Baumaßnahmen berücksichtigen

Pflegeheime in Hitze-Hotspots, Energiekosten unbezahlbar: Die Klimakrise wird auch in Europa zu einer größeren Gefahr für die Gesundheit und den Geldbeutel. Eine Expertin sieht Städte und Kommunen in der Pflicht.

Bereits bei geplanten Baumaßnahmen muss gesundheitliche Belastung durch die Klimakrise bedacht werden: Das fordert die Sachverständige für Klimarisikobewertung bei der Europäischen Umweltagentur, Julie Berckmans. Derzeit könne jede fünfte Person in Europa ihren Wohnraum im Sommer nicht kühl halten, mahnte sie bei einer Online-Veranstaltung am Mittwoch. Betroffene bräuchten unkomplizierte Zuschüsse für Gegenmaßnahmen.

Besonders gefährdet seien Menschen in Städten, da sich urbane Räume deutlich stärker aufheizten als ländliche Gegenden. Fachleute sprechen von städtischen Wärmeinseln (“urban heat island”). Krankenhäuser oder Pflegeheime lägen oft in diesen Hotspots, erklärte Berckmans, obwohl ältere und erkrankte Menschen stark unter Hitzewellen litten.

Auch für Obdachlose oder Menschen, die im Freien arbeiten, seien Hitzetage eine massive Belastung. In der Klimakrise spiegelten sich soziale Ungerechtigkeiten, fügte die Expertin hinzu: Niedrigverdiener könnten meist nicht einfach umziehen oder sich bauliche Schutzmaßnahmen leisten. Das Problem betreffe zudem nicht nur Hitzeperioden: Laut Umweltagentur konnten 10,6 Prozent der EU-Bevölkerung im kalten Winter 2022 ihre Wohnung oder ihr Haus nicht warmhalten; 6,9 Prozent sind demnach mit Rechnungen im Verzug.

Beide Formen von Energiearmut müssten gezielt bekämpft werden, forderte Berckmans. Bislang fehle es mancherorts jedoch an Informationen, wo sich die eigene Stadt besonders stark aufheize und wo dementsprechend der dringendste Handlungsbedarf bestehe.