Ethikrat-Chef: Eingriffe ins Erbgut besorgniserregend

Köln – Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, warnt davor, die Weiterentwicklung der Gentechnik allein der Wissenschaft zu überlassen. Forscher dürften in der Debatte um Eingriffe ins menschliche Erbgut nicht allein die Fakten setzen; notwendig sei eine intensive gesellschaftliche Debatte, sagte der evangelische Theologe dem Kölner domradio.de. Die neuesten Versuche zur Veränderung des menschlichen Erbgutes und zu Eingriffen in die menschliche Keimbahn in China und den USA seien „überaus besorgniserregend“, so Dabrock. Zwar würden die Forschungsprojekte mit therapeutischen Zwecken begründet. Man müsse aber wohl davon ausgehen, „dass es wohl nicht mehr lange hin sein wird, bis tatsächlich das erste genetisch manipulierte Baby geboren wird“.
Dabrock begrüßte, dass sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in seiner Silvesterpredigt in die Debatte eingemischt und mit Blick auf die Menschenwürde die Einhaltung von Grenzen gefordert habe. Anders als Woelki lehne er aber Eingriffe ins Genmaterial und auch die Embryonenforschung nicht grundsätzlich ab. Das geschehe jetzt schon aus therapeutischen Zwecken, etwa wenn genmanipuliertes Insulin für Dia­beteskranke eingesetzt werde. Auch in der Pflanzen- und Tierzucht würde er die Methoden „generell nicht verteufeln“.
Woelki hatte in seiner Predigt die sogenannte Genschere CRISPR und die Gentechnik zur Veränderung des menschlichen Erbguts massiv verurteilt. Zudem hatte er erklärt, es dürfe kein „Le-ben nach dem Baukastenprinzip“ geben. Menschen mit Krankheiten und Behinderungen gehörten „zum und ins Leben" und verdienten ihre Chance auf dieses eine Leben. KNA