Estnische Regierungschefin und Hilfsorganisation ausgezeichnet

Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas (46) hat am Sonntag in Hamburg den mit 20.000 Euro dotierten Marion-Dönhoff-Preis erhalten. Sie wurde für einen mutigen und inspirierenden Beitrag zum Aufbau eines starken und demokratischen Europas geehrt, wie die „Zeit“-Verlagsgruppe im Vorfeld mitteilte.

Der ebenfalls mit 20.000 Euro dotierte Förderpreis ging an die Menschenrechtsorganisation „HAWAR.help“. Der Verein wurde 2015 in Berlin von der deutsch-jesidischen Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal gegründet. Damit reagierte sie auf den Völkermord an den Jesiden im Irak. Der Verein organisiert Entwicklungs- und Bildungsprojekte für Frauen, Kinder und Minderheiten im Irak und in Deutschland. Inzwischen engagiert er sich auch für Frauenrechte im Iran.

In ihrer Dankesrede forderte Kallas, Russlands Überfall und das Verhalten der Führung im Kreml juristisch zu ahnden. Dafür habe der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag keine Handhabe. „Aus diesem Grund müssen wir ein internationales Tribunal für das Verbrechen der Aggression einrichten – ein Tribunal, das für die obersten Führungspersönlichkeiten zuständig ist.“ Ein solches Tribunal müsse über eine möglichst umfassende internationale Legitimität verfügen.

Tekkal erinnerte in ihren Dankworten an die Verstümmelung, Vergewaltigung und Entführung israelischer Frauen und Kinder durch die palästinensische Terrororganisation Hamas am 7. Oktober. Diese Verbrechen würden von vielen, die sich als politisch links und progressiv betrachten, kleingeredet, beschwiegen, gar geleugnet. Das Schweigen nannte die Menschenrechtlerin ohrenbetäubend. „Wo sind die Feministinnen, die sonst jede Diskriminierung von Frauen lauthals verurteilen? Wo sind die internationalen Frauenorganisationen?“

Den Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung vergaben die „Zeit“, die „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie die Marion-Dönhoff-Stiftung in diesem Jahr zum 21. Mal.