Das Erzbistum Hamburg hat den Jahresbericht 2024 seiner Stabsstelle Prävention und Intervention veröffentlicht. Demnach sind im Bereich Intervention 22 Meldungen eingegangen, davon sechs gemäß der Interventionsordnung der Deutschen Bischofskonferenz, wie das Erzbistum Hamburg am Mittwoch mitteilte. Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) hat Betroffenen demnach 99.000 Euro zugesprochen. Zusätzlich seien 4.350 Euro an Therapiekosten übernommen worden.
Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt sei weiterhin ein Schwerpunkt. Der Betroffenenrat fordert unter anderem mehr Transparenz, eine stärkere Beteiligung von Betroffenen und die Einrichtung eines unabhängigen Schutzprozesses.
Am Montag hatte die Unabhängige Aufarbeitungskommission Nord (UAK Nord) ihren zweiten Zwischenbericht vorgelegt. Die Bilanz ist gemischt: Es gebe „sichtbare Fortschritte, aber auch Hindernisse“. Beispielsweise verweigere das Erzbistum Hamburg bislang die Herausgabe relevanter Daten mit Hinweis auf Datenschutz. Laut UAK Nord liegen aus dem Erzbistum Hamburg mit der sogenannten Mecklenburg-Studie erste Ergebnisse für den Zeitraum 1946 bis 1989 vor. Diese seien aber bisher nicht in ein umfassendes Forschungsdesign überführt worden.
In puncto Gedenken verfüge das Erzbistum Hamburg bislang noch nicht über eine institutionalisierte Erinnerungskultur. Die UAK Nord empfahl, wissenschaftliche Studien konsequent weiterzuführen, Erinnerungskultur sichtbar zu gestalten und Betroffene verbindlich einzubinden. „Maßstab jeder Aufarbeitung bleibt: Transparenz, Verantwortung und Würde für die Betroffenen“, hieß es.
Im Bereich Prävention habe es im vergangenen Jahr insgesamt 57 Schulungen mit 762 Teilnehmenden gegeben. Neu sei ein digitales Format über die Lernplattform „s@lt“, das E-Learning und digitalen Austausch kombiniere. Zudem gebe es mit dem neuen Implementierungshandbuch für institutionelle Schutzkonzepte weitere Unterstützung für Pfarreien, Schulen und Einrichtungen.
Ein neuer Schwerpunkt sei dem Jahresbericht der Stabsstelle zufolge das Thema geistlicher Missbrauch. Eine Arbeitsgruppe erarbeite derzeit Maßnahmen zur Prävention und zur Unterstützung Betroffener.
Die Stabsstelle Prävention und Intervention wurde 2011 gegründet. Sie hat laut Erzbistum die Aufgabe, durch Schulungen, Begleitung und Aufarbeitung sichere Strukturen in Kirche und Gesellschaft zu fördern.