Erzbischof Koch gegen aggressives Gebet zum Lebensschutz

Gehsteigbelästigung vor Beratungsstellen ist nicht in Ordnung, findet Berlins katholischer Bischof. Wichtig sei aber auch, auf die Schutzpflicht gegenüber dem ungeborenen Leben aufmerksam zu machen – jedoch angemessen.

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hat Verständnis für das Vorhaben der Bundesregierung, Frauen besser vor radikalen Abtreibungsgegnern zu schützen. „Ich halte einen Spießrutenlauf von Frauen vor Beratungsstellen und Abtreibungspraxen für unzumutbar“, sagte Koch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Berlin. Der Gesetzentwurf gegen die sogenannte Gehsteigbelästigung hat das Kabinett bereits passiert, braucht aber noch die Zustimmung des Bundestags.

„Ich bin dagegen, wenn Abtreibungsgegner laut und aggressiv Gebete als Machtdemonstration missbrauchen“, sagte der Erzbischof. Er sei aber auch „sehr sensibel“, wenn man das Recht, für den Schutz des ungeborenen Lebens zu demonstrieren, beschränken wolle, so Koch, der in der Deutschen Bischofskonferenz die Kommission für Ehe und Familie leitet.

Als „Gehsteigbelästigung“ werden aggressive Protestaktionen von Abtreibungsgegnern in der Nähe von Einrichtungen bezeichnet, die Schwangerschaftskonfliktberatungen anbieten oder Abtreibungen vornehmen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass solche Protestaktionen künftig als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro geahndet werden können. Bisher gab es Gerichtsurteile, die unter Verweis auf die Versammlungs- und Meinungsfreiheit befanden, dass die betroffenen Frauen die Proteste aushalten müssten.

Koch betonte, dass es wichtig sei, auf die Schutzpflicht gegenüber dem ungeborenen Leben aufmerksam zu machen: „Man muss aber auch immer darauf achten, es in Sprache und Auftreten in angemessener Weise zu tun.“ Eine Polarisierung werde diesem Thema nicht gerecht.

„Wir haben eine Verpflichtung, die Stimme des ungeborenen Kindes in dieser Gesellschaft zur Sprache zu bringen. Das geschieht in der gegenwärtigen Debatte meines Erachtens zu wenig“, so der Erzbischof weiter. Am liebsten wäre ihm, es würde sich eine „große kirchliche Bewegung“ finden, die dafür auf die Straße gehe. Das habe er schon mehrfach ins Spiel gebracht und werbe weiter dafür.