Kloster Maria Friedenshort: Erstes Zisterzienserkloster seit dem Mittelalter
In Treppeln bei Neuzelle in Brandenburg entsteht das erste Zisterzienserkloster seit dem Mittelalter. Unser Reporter Rocco Thiede war auf der Baustelle unterwegs.
Mit einem Dankesfest haben die Zisterziensermönche von Neuzelle am 30. September die symbolische Schlüsselübergabe für das Gelände des zukünftigen Klosters Maria Friedenshort gefeiert. Auf dem etwa acht Kilometer von Neuzelle entfernten Areal in einem Wald bei Treppeln soll in den nächsten Jahren das erste katholische Kloster der Glaubensgemeinschaft in Brandenburg seit dem Mittelalter entstehen. Die Bauarbeiten nach Plänen der mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao sollen voraussichtlich 2026 beginnen. In der DDR wurde das 75 Hektar große Gelände vom Ministerium für Staatssicherheit genutzt.
Als 2016 österreichische Zisterzienser-Mönche nach Brandenburg kamen, um das ehemalige Zisterzienserkloster in Neuzelle im Landkreis Oder-Spree wieder mit Leben zu füllen, galt das als kleine Sensation. Es gab einen riesigen Presserummel bis weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus. In der Realität gestaltete sich jedoch das Zusammenwachsen nicht so leicht. Denn das Kloster war lange Zeit kein kirchlicher Ort mehr, sondern seit 1817 säkularisiert und später verstaatlicht. Heute wird es unter anderem als Museum genutzt. Die Mönche können zwar einen Teil des barocken Klosters und der Marienkirche für ihre Gebete mitbenutzen, aber sie wohnen in einem Provisorium: im ehemaligen katholischen Pfarrhaus. Und schon lange reicht dort der Platz nicht mehr. Auch deshalb beschlossen sie, ein neues Kloster in der Nähe zu bauen. Inzwischen ist das Zisterzienserpriorat, das seit fünf Jahren besteht, Eigentümer eines neuen Grundstücks und im Grundbuch eingetragen.
Das erste neue Zisterzienserkloster seit dem Mittelalter
Das feierten die Mönche in Treppeln zusammen mit Vertretern aus Politik und Kirche bei einer symbolischen Schlüsselübergabe. Doch bis das neue Kloster auf einem ehemaligen Gelände der DDR-Staatssicherheit steht, ist es noch ein langer Weg, wie ein Besuch auf der Baustelle zeigte. In einem Waldstück, zehn Kilometer entfernt vom Kloster Neuzelle, führt uns Pater Kilian Müller über die Baustelle in Treppeln. Er ist der Subprior und Ökonom des neuen Klosters Maria Friedenshort und sagt: „Baufortschritt war lange Rückbaufortschritt und je weniger man an Gebäuden, die hier standen, sah, desto besser sind wir vorangekommen.“ Es gab 26 Baugruben und die Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Stasi-Gelände. Inzwischen sind diese abgeschlossen. Nur einige Keller, in denen sich Fledermäuse eingenistet haben, stehen noch. Über ein Jahr lang wurde abgerissen: „Wir haben über 40 Tonnen Müll hier rausgeholt und es war sehr viel Beton verbaut. Die Stasi hatte aus dem Vollen geschöpft. Wir brauchten schweres Gerät, mit einem Akku-Schlagbohrhammer kommt man da nicht weit.“
Der Krieg in der Ukraine und die Inflation haben es auch für die Mönche bei ihrem Bauvorhaben nicht einfacher gemacht, wie Pater Kilian erzählt: „Die Last wird nicht unbedingt leichter.“ Diese Entwicklung, die keiner vorhersehen konnte, hatte zur Folge, dass die Dinge langsamer liefen. „Doch wir sind bei Weitem nicht die einzigen, die davon betroffen sind. Für uns ist es ein Werk Gottes und das geht in seinem Tempo.“
Großes Interesse für Mönchs-WG in Neuzelle
Bislang wohnen die Ordensleute auf dem historischen Gelände in Neuzelle im ehemaligen Haus des katholischen Ortspfarrers. Eine provisorische Mönchs-WG. „Wir platzen gerade aus allen Nähten. Wir haben noch zwei junge Mitbrüder in der Ausbildung.“ Zwar verließen sie zwei Mitbrüder in Richtung Mutterkloster im Wienerwald, aber schnell gab es andere Mönche, die in den Osten Deutschlands, an die Oder wollten.
Aktuell wohnen acht Mönche in Neuzelle, plus die zwei neuen Anwärter. Einer kommt aus Mecklenburg-Vorpommern, einer aus Brandenburg. Sie studieren Theologie in Österreich und sind während der vorlesungsfreien Zeit immer in Brandenburg. Für sie mussten die Mönche eine kleine Wohnung im Ort anmieten. Und es gibt weitere junge Männer, die sich für das Klosterleben interessieren. Sie finden in der Regel über das Internet zu den Mönchen. Viele suchen nach einer Alternative zum Leben in einer Welt, die aus den Fugen geraten scheint.
Kloster Neuzelle freut sich über viele Spenden
Die Wiederbesiedlung des historischen Klosters Neuzelle war und ist zeitlich befristet, denn die Ordensleute finden im über 750 Jahre alten Kloster Neuzelle nicht die für sie notwendige Ruhe. Es fehlt der für Fremde unzugängliche Klausurbereich, der für ein Leben im Kloster zwingend notwendig ist. In der barocken Marienkirche singen die Mönche jeden Tag insgesamt fast dreieinhalb Stunden lang ihre Gebete. An Spendern und Unterstützern für das neue Kloster scheint es bisher nicht zu mangeln. Rund 50 Freiwillige halfen bei Arbeitseinsätzen, andere mit Geld.
Das Bistum Görlitz, zu dem Neuzelle gehört, unterstützt das Bauvorhaben mit einer Million Euro. Auch das Bonifatiuswerk der Katholiken wird finanziell helfen. Und es gibt einige anonyme Großspender. Über die Details möchte Pater Müller nicht öffentlich sprechen. Nur so viel: „Wir merken schon, dass dieses Projekt des Klosterneubaus im deutschsprachigen Raum sehr bekannt geworden ist und immer bekannter wird.“ Aber nicht nur die Gemeinschaft der Mönche wächst. Bei der täglichen Arbeit helfen ihnen mittlerweile drei Ordensschwestern der Gemeinschaft „Dienerinnen vom Heiligen Blut“ aus Bayern. Sie wohnen im Dachgeschoss der katholischen Grundschule in Neuzelle und unterstützen die Mönche auch bei der Seelsorge.
Der Umzug der Zisterzienser von Neuzelle nach Treppeln wird in Etappen ablaufen. Auf ein genaues Datum wollen sie sich zurzeit nicht festlegen. Kilian Müller sagt zum Abschied: „Ich bin zuversichtlich, dass wir im Laufe der nächsten zwei Jahre mit einer provisorischen Lösung beginnen können, um den Betrieb hier aufzunehmen.“