“Schwarze Einser”: Erste deutsche Briefmarke für 440.000 Euro versteigert

Ein historisches Dokument ist in Wiesbaden für einen Rekordpreis unter den Hammer gekommen. Was beweist: Wer echte Raritäten sammelt, kann damit ein Vermögen machen.

Der "Schwarze Einser" ist die erste Briefmarke des Königreichs Bayern und die erste in Deutschland herausgegebene
Der "Schwarze Einser" ist die erste Briefmarke des Königreichs Bayern und die erste in Deutschland herausgegebeneImago / H. Tschanz-Hofmann

Die älteste bekannte Briefmarke aus deutschen Landen ist für eine Rekordsumme von 440.000 Euro versteigert worden. Dies gab das auf Postwertzeichen spezialisierte Auktionshaus Heinrich Köhler in Wiesbaden bekannt. Der Startpreis lag bei 250.000 Euro.

Bei der Marke handelt es sich um einen “Schwarzen Einser” aus dem Königreich Bayern. Bayern war das erste deutsche Land, das am 1. November 1849 Briefmarken einführte. Was das versteigerte Postwertzeichen so außergewöhnlich macht, ist das Schreiben, auf dem es klebt. Denn dieses wurde bereits am 1. November frankiert und im niederbayerischen Wegscheid aufgegeben. Ein vergleichbares Schriftstück ist nicht bekannt. Der Straubinger Peter Zollner vom Bund deutscher Philatelisten spricht von einem “einzigartigen Ersttagsbrief”.

Damaliger Gegenwert einer Semmel

Der “Schwarze Einser” hatte den damaligen Geldwert eines Kreuzers. Dafür bekam man in Bayern vor 175 Jahren etwa eine Semmel oder ein Ei. Erfunden wurden Briefmarken 1840 in Großbritannien. In Deutschland herrschte zunächst Skepsis, dass sich die aufgeklebten Gebührenzettel bei der Beförderung der Briefe wieder ablösen könnten. Das geht aus einem kritischen Bericht der Generalverwaltung der königlichen Posten in Bayern vom März 1845 hervor.

“Schwarze Einser”: Selbst Fälschungen sind begehrt

Der “Schwarze Einser” wurde nur bis Oktober 1851 verkauft. Gedruckt wurden mehrere hunderttausend Exemplare auf handgeschöpftem Papier. Die wenigen noch erhaltenen Marken sind bei Sammlern begehrt und erzielen hohe Preise. Das gilt sogar für Fälschungen, wenn sie gut gemacht sind.

In dem nun versteigerten Ersttagsbrief vom 1. November 1849 kündigt ein Münchner Großhändler einem Kaufhausbetreiber im niederbayerischen Hengersberg seinen Besuch an. Nach Auskunft des Auktionshauses archivierte dieser alle seine Briefe. Das Konvolut sei in den 1920er Jahren an einen Sammler verkauft worden. Dann habe sich die Spur des Dokuments, das den Beginn der Briefmarkenzeit auf deutschem Boden markiert, für mehrere Jahrzehnte verloren. Erst vor 40 Jahren habe es ein Händler in einem von ihm erworbenen größeren Konglomerat wiederentdeckt.