GÜTERSLOH – An Deutschlands Schulen kommt es in den nächsten Jahren laut einer Studie zu einem „Schüler-Boom“. Im Jahr 2025 wird an allgemeinbildenden Schulen mit etwa 8,3 Millionen Kindern und Jugendlichen gerechnet – rund 1,1 Million mehr als bisher angenommen, wie es in der Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh heißt. Damit seien bisherige Prognosen der Kultusminister überholt.
Gründe seien die Zuwanderung und steigende Geburtenzahlen. Auf die Länder kämen „erhebliche Investitionen“ zu. „Mit diesem Schüler-Boom hat kaum jemand gerechnet. Jetzt besteht enormer Handlungsdruck. Viele Bundesländer müssen komplett umdenken“, erklärte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. Der Studie zufolge wird es regionale Unterschiede geben, etwa zwischen Stadtstaaten und Flächenländern. Zunächst würden den Anstieg die Grundschulen spüren. Dort fehlten im Jahr 2025 im Vergleich zu heute 24 110 Lehrer – sofern die Klassen nicht größer werden sollten.
An den weiterführenden Schulen würden die Zahlen zwar zunächst noch einige Jahre sinken. Doch zeitversetzt erreichten die starken Jahrgänge sie. 9 Prozent mehr Schüler als heute würden 2030 die Sekundarstufe I besuchen. Dort würden zusätzlich etwa 27 000 Lehrer benötigt.
Weil aber den Lehrerkollegien wegen ihrer Altersstruktur eine „Pensionierungswelle“ bevorstehe und an vielen Orten schon jetzt Kräfte fehlten, werde der Bedarf nur schwer zu decken sein. Die Studie nimmt auch die räumlichen Kapazitäten unter die Lupe und stellt fest: „2025 werden – bei gleichbleibender Schulgröße – fast 2400 Grundschulen mehr nötig sein als heute. Etwas später kommen auf die weiterführenden Schulen ähnliche bauliche Engpässe zu.“
Die Investitionen für den „Schüler-Boom“ kalkuliert die Studie für 2030 mit 4,7 Milliarden Euro an höheren jährlichen Bildungsausgaben im Vergleich zu heute. Die Autoren betonen, dass es sich um eine „Szenariobetrachtung“ handele. „Die tatsächlichen Geburtenzahlen und Wanderungsbewegungen werden voraussichtlich von den Annahmen abweichen. Trotzdem sind derartige Abschätzungen unerlässlich, um politische Handlungsnotwendigkeiten zu diskutieren und erkennen zu helfen.“ KNA
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Erhebliche Investitionen nötig
Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung erwartet „Schüler-Boom“