FRANKFURT A. M. – Der Europäische Forschungsrat fördert ein Projekt an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie der Frankfurter Goethe-Universität mit 1,5 Millionen Euro. In dem Projekt der Historikerin Iris Idelson-Shein geht es um jüdische Texte, die vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert als Übersetzungen aus anderen Sprachen entstanden sind, wie die Universität mitteilte. Die Texte hätten dazu beigetragen, das Leben, Kultur, Literatur und Geschichte der Juden in der frühen Neuzeit zu prägen. Denn die meisten Juden in Europa hätten Texte in nicht-jüdischen Sprachen nicht lesen können.
„Bisher ist kein Versuch unternommen worden, sich mit der Gesamtheit der jüdischen Übersetzungen in der Frühen Neuzeit auseinanderzusetzen“, sagte Idelson-Shein, „so dass deren Reichweite, geographische Verbreitung, Entwicklung und Quellen weitgehend unbekannt sind“. Einer der Gründe für diese Forschungslücke sei die „entmutigend große Vielfalt dieser Literatur, die auf Quellen in verschiedenen Sprachen beruht sowie unterschiedliche Genres, Räume und Epochen einschließt“. Zusätzlich hätten die jüdischen Autoren ihre Übersetzungen oft als eigene Werke ausgegeben.
Um den nicht-jüdischen Textkorpus zu identifizieren, ist nach den Worten von Idelson-Shein eine große Vertrautheit mit jüdischen und nicht-jüdischen literarischen Systemen notwendig. Außerdem müssten mehrere Sprachen und Forschungsmethoden beherrscht werden. Deshalb habe sie für ihr Projekt eine mehrsprachige, interdisziplinäre Gruppe junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angeworben. epd
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