Erfahrungen
Pastor Ralf Schlenker aus Raben-Steinfeld in Mecklenburg fragt: Warum ist das Taufbegehren eine tiefe innere Erfahrung göttlicher Barmherzigkeit?
Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: "… weil er euch geliebt hat …" aus 5. Mose 7, 6-12
Beim Durchblättern der alten Fotos blieb ich bei einem Taufbild hängen. Mit nassen Füßen und wehendem Talar stehe ich mit der Mutter und ihren zwei Kindern an der Stör, einem Kanal bei Schwerin, und lächle in die Kamera. Für die Frau musste es unbedingt eine Taufe in einem fließenden Gewässer sein, denn mit der Taufe begann für die kleine Familie etwas Neues. Das Düstere, was hinter ihnen lag, kam zu einem Abschluss. Der ewige Streit mit dem Partner, die Scheidung, der Umzug – all das war nun endlich vorbei.
Bevor Gott seine Liebe zu dem auserwählten Volk bekräftigt, räumt er mächtig auf. Sieben Völker müssen weichen, Steinaltäre zerbrechen und Götzenbilder brennen.
Die Bibel redet an dieser Stelle nichts schön oder negiert Vergangenes. Was geschehen ist, ist geschehen, wird in die menschliche Erfahrungswelt hineingenommen und in Hinblick auf Gottes Treue gedeutet. Die Erwählung des Volkes durch Gott erfolgt nicht aus taktischen Erwägungen oder aufgrund besonderer Verdienste, sondern einzig aus Liebe. Er hält sich an das Versprechen, das er unseren Vorfahren gegeben hat. Gott wird uns, als Teil seines auserwählten Volkes, vor äußeren Feinden schützen, wenn wir uns an seine Weisungen halten.
Ich bin überzeugt: Ein Taufbegehren kommt nicht von ungefähr. Dahinter steckt immer eine tiefe innere Erfahrung göttlicher Barmherzigkeit. Doch den Menschen fehlen heute die Worte dafür.
Die Taufe der kleinen Familie haben wir daher mit Gesten verknüpft. Auf dem Weg zum Kanal besannen wir uns an drei Stationen auf das Glaubensbekenntnis: Die Liebe des Vaters umhüllt uns – wir bildeten mit unseren Händen ein Dach über den Täuflingen. Die Liebe Jesu berührt uns – wir hielten uns bei den Händen. Vom Heiligen Geist dürfen wir Liebe empfangen – wir erhoben die Hände zum Himmel.
So öffnet sich etwas für uns. Mit Gott an unserer Seite wird der Blick frei für die nächsten Schritte im Leben.
Unser Autor
Männerpastor Ralf Schlenker aus Raben-Steinfeld in Mecklenburg.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.